Ein Serienmörder, der seine Opfer scheinbar nach dem Tod noch einmal auftreten lässt, Krähen als Boten des Schreckens und zwei Ermittler, die nicht nur mit dem Täter, sondern auch mit ihren eigenen Schatten kämpfen: Krähentage bietet von Beginn an einen nervenaufreibenden Plot mit mysteriösen Wendungen und düsterer Atmosphäre.
Schon die erste gemeinsame Ermittlung von Mila Weiss und Jakob Krogh konfrontiert das ungleiche Duo mit einem Fall, der alles andere als gewöhnlich ist. Zwei Morde, zwei Opfer, die nachweislich nach ihrem Tod gesehen wurden, und an beiden Tatorten finden sich ausgehungerte Krähen mit unheilvollen Botschaften. Der Täter inszeniert seine Taten mit perfider Präzision und bleibt gleichzeitig gesichtslos. Jeder könnte es sein. Dieses beklemmende Moment der Unsicherheit zieht sich durch den ganzen Roman und macht einen großen Reiz der Geschichte aus.
Benjamin Cors erzählt in klarer, packender Sprache, spart nicht an Tempo oder Dramatik. Immer wieder wechselt er die Perspektive, gewährt auch Einblicke in die Gedankenwelt des Mörders das sorgt für zusätzliche Spannung, aber auch für eine gewisse Brutalität, die nichts beschönigt. Die Gewalt wird teilweise sehr detailliert beschrieben, was den Thriller streckenweise reißerisch wirken lässt.
Die Ermittler selbst bleiben trotz angedeuteter persönlicher Konflikte eher blass. Jakob, der scheinbar ausgeglichene Familienvater, und Mila, die kompromisslose Einzelgängerin, wirken oft wie Typen, nicht wie Menschen mit echten Ecken, Kanten oder Entwicklungen. Ihre Zusammenarbeit funktioniert emotional mitgehen konnte ich mit ihnen aber kaum.
Anfangs fiel mir der Einstieg in den Roman schwer. Die Handlung beginnt zwar ungewöhnlich, doch die emotionale Distanz zu den Figuren und der Fokus auf die Schockmomente packten mich nicht. Erst zur Mitte hin nahm das Geschehen deutlich Fahrt auf, Spannung und Tempo zogen an, und das düstere Setting entfaltete seinen Reiz. Das Finale ist rasant, stellenweise atemlos wenn auch nicht ganz schlüssig. Besonders Jakobs geheimes Innenleben bleibt in meinen Augen unausgereift.
Fazit:
"Krähentage" ist ein Thriller mit hoher Schlagzahl, düsterer Bildsprache und einem ungewöhnlichen Mordfall, der für Nervenkitzel sorgt. Wer psychologische Tiefe sucht, wird hier eher enttäuscht, doch Freunde von actionreichen, harten Thrillern kommen voll auf ihre Kosten. Für mich persönlich zu drastisch und zu wenig vielschichtig aber zweifellos spannend inszeniert.