Mittlerweile kennt jeder den Begriff Trigger. Die Psychologie benennt damit einen Auslöser, der Menschen nach einem Traumaerlebnis, erneut in diesen schrecklichen Gefühlszustand zurückversetzen kann bis hin zu einer Panikattacke. Inzwischen wird der Begriff Trigger auch in der Alltagssprache verwendet. Hier bezeichnet er negative Reize, die bei uns unangenehme Gefühle wie Angst, Wut oder Stress auslösen. Um diese Art von Trigger bzw. deren Gegenspieler geht es im Buch "Glimmer".
Der Autor Bernhard Tewes arbeitet als Hypnosetherapeut und Heilpraktiker für Psychotherapie. Seine eigene Geschichte mit Burnout, Depression und Abhängigkeiten veranlassten ihn, diesen Berufsweg zu wählen.
In seinem Ratgeber erläutert uns der Autor, was Trigger sind, wie sie wirken und was wir ihnen entgegensetzen können. Mittels Fallbeispielen und anhand seiner eigenen Geschichte beschreibt er die Vielfalt an Triggern und ihre teilweise verheerenden Folgen. Wir erfahren auch, warum wir für negative Reize anfälliger sind als für positive. Glücklicherweise gibt es Methoden und Werkzeuge, mit denen die Triggerfalle erkannt, vermieden oder überwunden werden kann.
Dafür setzt Bernhard Tewes auf die sogenannte 3 E-Formel:
Erkenntnis "Ich mache das jeden Tag"
Einsicht "Ich habe ein Problem"
Entschluss "Ich will es abstellen"
Der Weg aus der Falle erfordert mehrere Maßnahmen. Wir müssen lernen, unangenehme Gefühle auszuhalten und mit ihnen umzugehen, anstatt sie zu betäuben. Dann gilt es, den eigenen Glimmer-Typ zu entdecken. Welche positiven Trigger gibt es für uns persönlich? Danach können wir beginnen, diese in unser Leben zu bringen und dort zu verankern.
Der Autor gibt uns Werkzeuge, um unser Ziel zu erreichen und dauerhaft zu halten. Hilfsmittel sind u.a. per QR-Code abrufbare Erklärvideos, praktische Übungen an den Kapitelenden oder Sätze für Selbstsuggestion.
Die Sprache ist gut verständlich, flüssig, lesbar und praxisnah. "Glimmer" unterscheidet sich angenehm von marktschreierischen Selbsthilfebücher, die das "Blaue vom Himmel" versprechen. Seinen Lesern begegnet der Autor auf Augenhöhe. Bei schwerwiegenden psychischen oder körperlichen Problemen empfiehlt Bernhard Tewes verantwortungsbewusst professionelle medizinische oder psychotherapeutische Hilfe.
Mich haben vor allem die Stichworte Revivifikation und Low-stake-Kreativität mit dem entsprechenden Content angesprochen, da ich diese noch nicht kannte. Damit komme ich zu einer weiteren Stärke des Buchs. Es hat mich zur Eigenrecherche angeregt.
Naturgemäß entdecken Menschen, die sich bereits mit persönlichem Wachstum und ähnlichen Themen beschäftigen, bei der Lektüre weniger Neues als Einsteiger in diese Materie. Doch ich denke, für beide Gruppen ist "Glimmer" ein lesenswertes Sachbuch.
4,5 von 5 Sternen.