Der Debütroman der berühmten Rebecca-Autorin Daphne du Maurier! Wegen das malerischen, wirklich wunderschönen Covers und des Titels hatte ich allerdings von Die Frauen von Cornwall etwas Anderes erwartet.
Gelesen habe ich eine eher düstere Familiensaga über vier Generationen, wobei es durchaus nicht hauptsächlich um die Frauen der Familie Coombe geht. Janet Coombe und ihrem ungestümen Sohn Joseph gehören die ersten beiden Kapitel, die auch den größeren Teil dieses Romans ausmachen. Janets Enkel und dessen Tochter schließen dann den Reigen der Generationen. Die Coombs besitzen eine kleine Werft und ein Handelssegelschiff an der Südküste von Cornwall. Alle Familienmitglieder sind eng mit ihrer kleinen Heimatstadt Plyn verbunden und lieben das Meer und die Küste.
Im Alter von 24 Jahren veröffentlichte du Maurier diese Saga, in der eigentlich alle Zutaten vorhanden sind: Die erste Generation, die in Gestalt von Janet, einer wortwörtlichen Galionsfigur, alle weiteren Generationen beeinflusst; ein intriganter Verwandter, unglückliche Lieben, Leidenschaft, Tod, eine Prise Schauerroman (Gothic novel) und das alles vor einer grandiosen Kulisse.
Leider konnte mich dieses Debüt aber nicht überzeugen. Ich habe es durchaus gerne gelesen, aber immer im Bewusstsein, wer die Autorin ist. Es gibt einige Längen im Roman, Wiederholungen und ein Ungleichgewicht zwischen den Charakteren, die mir nicht immer ganz ausgereift erschienen. Ich konnte ihr Handeln und ihre charakterlichen Veränderungen häufig nicht nachvollziehen. Die intensiven Gefühle zwischen Janet und ihrem Sohn Joseph waren in den ersten zwei Kapiteln ein sehr zentrales Element, mit dem ich jedoch nicht so viel anfangen konnte. Das passte nicht so recht zum Rest des Romans.
Insgesamt ein Generationenroman, den man mit anderen Erwartungen gut lesen kann und der viel von der Schönheit Cornwalls einfängt. Aber ein Debüt, das noch nicht voll zeigt, was die Autorin später konnte. Es gibt zahlreiche Elemente, die z.B. in Rebecca wieder auftauchen und dort wesentlich stimmiger eingebracht werden.
Leider trägt auch der aktuelle Titel dazu bei, den Roman in eine bestimmte Ecke zu drängen, denn der Originaltitel The Loving Spirit, in früheren Ausgaben mit Der Geist von Plyn übersetzt, trifft den Kern des Buches wesentlich besser.