Lebenseindrücke der besonderen Art
22 ¿Lebensetappen¿ sind es, die Sedaris in seinem Buch in Form kleiner Essays und Geschichten thematisch geordnet aufnimmt und beschreibt. Der ganz normale Alltag eben, zumindest das, was Sedaris darunter versteht (und erlebet).
Durchaus mit Sprachkunst und, vor allem, Offenherzigkeit führt Sedaris durch manche Etappen und Erlebnisse seines Lebens und spiegelt darin ein gutes Stück merkwürdigen Alltages (die fast persiflierte scheinende, panische Angst vor Ansteckungen direkt in der ersten Geschichte weist hier bereits eine eindeutige Richtung in Inhalt und Stil).
¿Warum machst Du das?¿, fragt er seine Freundin, die den Kinosessel immer höchst unbequem erscheinend mit ihrem Mantel abdeckt. ¿Bazillen. Dummkopf¿ erhält er als klare Antwort. Und direkt im Anschluss einen kleinen Vortrag über Tagesdecken im Hotel und die Notwendigkeit, den Telefonhörer im Hotel natürlich abzuwischen. Antiseptisch, so geht.
Nicht nur jene Patty, auch jede Menge anderer Personen des Umfelds Sedaris findet sich in der ein oder anderen Form im Buch wieder. Einer, der sich eben sein Leben anschaut und dann, wie er selbst in einem der Essays schreibt, aus ¿lauter Langeweile¿ anfing, diese alltäglichen Geschichten aufzuschreiben. Nicht ohne, dann wäre Sedaris nicht Sedaris, das Skurille und Neurotische hinter den vordergründigen Geschehnissen quasi ¿an den Haaren¿ aus diesem Alltag heraus zu ziehen. Wobei, auch das fällt nach den ersten Essays auf, das Zynische, das ¿im Raum verankernde¿ und mal auch bitterböse Auswalzende jener Absurditäten des Alltags fehlt. Leider.
Sedaris vermag auf den Punkt zu beschreiben, verweist tatsächlich auf die vielen Merkwürdigkeiten des Lebens (nicht nur seines), lässt es aber daran vermissen, diese zunächst Absurditäten auf ihre generellen Bedeutung hin festzuklopfen. Mit dem Effekt, dass man bei der Lektüre des Buches durchaus amüsiert ist, hier und da nur noch den Kopf schütteln kann, aber nach der Lektüre sich schon kaum mehr daran erinnern kann, was genau denn im Einzelnen von Bedeutung nun hinter den vielen alltäglich-flüssig gesetzten Worten sich noch mal verborgen hat.
Natürlich ist es durchaus witzig zu lesen (und ebenso witzig und ironisch geschrieben), folgt man Sedaris Seitenweise in seinen Bekleidungsfundus (und damit in seine Grundhaltungen Kleidung gegenüber mitsamt einem sehr interessanten Merino Pullover. Das Teuerste der Kleidungsstücke und gerade dies vom Design her aussehend, wie gerade ¿aus dem Maul eines Tigers gezogen¿). Aber eben kurzweilig witzig und unterhaltsam, nicht wirklich bedeutsam.
Selbstironisch, sprachgewandt und mit einem Blick für die Merkwürdigkeiten des Alltages ausgestattet führt David Sedaris den Leser ein in seinen ganz persönlichen Alltag und in seine und die Marotten der Seinen. Von dem, was er lernte oder über Handwerksarbeiten in der Normandie, über Wartezimmer mitsamt lang anhaltender ¿Unterhosenpeinlichkeit¿ bis hin zu seinem Leben als Raucher ¿im Raucherbereich¿ (und den diversen Versuchen, diesen Bereich des Lebens wieder zu verlassen), das sehr ausführlich den Abschluss des Buches bildet.
Unterhaltsam zu lesen, sprachlich gut umgesetzt, kurzweilig, aber ohne das ¿gewisse Etwas¿, das länger anhaften bleiben würde.