Angenehmer Schreibstil, ein toller und herzensguter Hauptcharakter und eine Geschichte mit einer schönen Moral. Lesenswert!
Was man von Beginn an positiv hervorheben kann, ist die Fähigkeit des Autors, sich in die Gedankenwelt seines Hauptcharakters hineinzudenken und die Gefühle und sprunghaften Handlungen eines Jugendlichen so treffend darzustellen. Es wirkt kaum gestellt oder erzwungen und man hat beim Lesen dauerhaft das Gefühl, die Zeilen eines Teenagers zu lesen.Somit ist der Schreibstil des Autors für mich ein großer Pluspunkt, genauso wie das Cover, das so simpel und gleichzeitig einfach schön ist.Auch das Zeichnen seiner übrigen Charaktere gelingt Fabio Geda unglaublich gut! Man sieht sie förmlich vor sich: den betrunkenen Vater, die in ihrer Mutterrolle feststeckende Schwester, die überforderte Mutter, die impulsive Viola... und es macht Spaß, alle Charaktere kennen zu lernen, auch wenn Ercole der einzige ist und bleibt, den man wirklich lieb gewinnt und den man versteht (wobei sein kleiner Bruder auch ziemlich niedlich ist). Der Autor schafft es, die Figuren so darzustellen, dass man sie hasst und liebt, dass man schlucken muss, wenn Ercole davon erzählt, dass er seinen betrunkenen Vater durch den Hintereingang schmuggeln muss und dass man lächelt, wenn sein kleiner Bruder darauf besteht, dass sie im selben Zimmer schlafen.*Spoilerwarnung*Das Ende ging mir persönlich zu schnell. Zack, auf einmal fährt ein Teenager mit einem Transporter durch das Land, flüchtet vor der Polizei und versteckt sich mit einer Waffe auf dem Dach einer Lagerhalle.Plötzlich sind alle da, vor allem Mutter und Vater, die doch zuvor eher durch Überforderung oder Ignoranz glänzten.Dieses Szenario wirkte auf mich überstürzt und nicht gut durchdacht, eher so, als wollte der Autor plötzlich schnell mit dem Schreiben fertig werden.Schade.Die Rolle der Schwester am Ende, die Ercole zu verstehen gibt, dass man nicht darauf warten soll, dass "morgen alles besser wird", sondern dass man manchmal fremde Hilfe in Anspruch nehmen muss, weil man nicht immer alles alleine schafft, erst Recht nicht, wenn man noch ein Kind ist, hat das Ganze aber wieder aufgewertet.Insgesamt ist es ein guter Roman, der zu Herzen geht und einen aber gleichzeitig ein wenig unbefriedigt zurück lässt. Mir persönlich hat irgendwas gefehlt, vielleicht dieser gewissen Funke, vielleicht aber auch einfach ein nicht an den Haaren herbei gezogenes Ende.Eine Leseempfehlung gibt es trotzdem, denn letztendlich ist es eine zu Herzen gehende, leichte Lektüre, die sich gut und schnell lesen lässt.