An den Sommer 1999 kann Donatus Frey sich noch gut erinnern. Er war 21 Jahre alt und fand seine erste große Liebe, machte seine erste richtige Reise und gestand zum ersten Mal Fehler ein. Während seines Kunststudiums lernte er den fünfunddreißigjährigen Alwin und dessen Cousin Marlon kennen. Die beiden lachten mit ihm, nannten ihn Donnie und er fühlte sich zugehörig. Sein Vater sprach nur noch das Nötigste mit ihm, denn er verabscheute die beiden. Er kümmerte sich sowieso die meiste Zeit um die Galerie und seine Mutter um ihre Wohltätigkeit, daher gab es wenig Berührungspunkte. Und so zog Donnie in eine WG mit Marlon. Alwin führte die beiden in die Burschenschaft ein, wollte sie trainieren, damit sie demnächst gegeneinander fechten und den Schmiss im Gesicht mit Stolz tragen würden.Donnie holt seine kleine Schwester vom Flughafen ab. Sie hatte ein Auslandsjahr in Afrika verbracht und bald beginnt ihr Psychologiestudium. Donnies Vater will heute seinen Sechzigsten feiern. Während des Essens soll Donnie den Brief unter seinem Teller laut vorlesen. Er wurde zu einer Verhandlung vorgeladen, weil er mit Alwin und Marlon dabei erwischt wurde, wie sie Hakenkreuze in Autos ritzten. Donnie verlässt die Feier. Um sich dem Zugriff der Polizei zu entziehen, nisten Donnie und Marlon sich in Alwins winziger Schrebergartenhütte ein. Am ersten Abend haben Alwin und Marlon die beiden Mädchen aufgegabelt, die sie im Schwimmbad kennengelernt hatten. Die vier wollen sich Zugang zum Freibad verschaffen und nachtschwimmen. Donnie weigert sich, weil er nicht schwimmen kann. Alwin sagt etwas Blödes und ein Streit mit einem der Mädchen entbrennt. Donnie stürzt sich auf Alwin, der kurz benommen ist. Donnie nutzt die Gelegenheit und haut ab. Jetzt kann er nirgends mehr hin.Fazit: Gabriel Herlich hat ein ordentliches Debüt geschaffen. Sein Protagonist kommt aus einem wohlhabenden Elternhaus. In der Schule war er der sonderliche Außenseiter. Während seines Kunststudiums gerät er an falsche Freunde, bei denen er zum ersten Mal Zugehörigkeit, ja Kameradschaft empfindet. Er rebelliert gegen seinen Vater und versucht sein Leben allein zu bestreiten. Er verliebt sich in die jüdische Meggie, die ihm wegen seiner Nazifreunde misstraut. Um sie für sich zu gewinnen, begleitet er sie auf eine abenteuerliche Reise nach Südfrankreich, wo er mit Opfern des Holocaust in Berührung kommt. Ich mochte den Plott. Aufarbeitung der eigenen Nazivergangenheit in der Familie in Konflikt mit den Angehörigen der Opfer. Ein wichtiges Thema, dem sicher viel mehr Aufmerksamkeit gebührt. Die Umsetzung hat mir allerdings nicht sonderlich gefallen. Die Geschichte war mir zu konstruiert, der Protagonist zu phlegmatisch. Im gesamten hat mir die Stringenz gefehlt. Und so war es am Ende (für mich) nicht mehr als seichte Unterhaltung. Eine Leseempfehlung für alle, die Abenteuer mögen.