Nachdem ihr Ehemann gestorben ist, verlässt Rebekka von Sassnitz mit ihren zwei Kindern China, um den verwitweten Pfarrer Friedrich Hoffmann in Berlin zu heiraten. Sie sucht eine Zukunft für sich und für ihre Kinder. Er sucht eine Mutter für seine Kinder und eine Ehefrau. Die lange Überfahrt auf Kapitän Salmas Segelschiff, der Susana, vergeht allerdings nicht ohne Spur.
Wegen der Altonaer Fischauktionshalle hat mich das Cover angesprochen. Hamburg spielt zwar in der Geschichte nur eine untergeordnete Rolle. Es ist aber der Verbindungsknoten zwischen Rebekkas alten Leben in China, ihrem Rückkehr auf der Susanna und ihrem neuen Leben im deutschen Kaiserreich.
Obwohl ich wegen des Covers was anderes erwartet habe, hat mir dieser historische Roman sehr gut gefallen. Besonders die ausgearbeiteten Figuren von Rebekka und Friedrich finde ich sehr gelungen. Es prahlen zwei Welten mit unterschiedlichen Erfahrungen und Vorstellungen aufeinander.
In der Mission in China hat Rebekka eine ganz andere Rolle gehabt, als die, die Friedrich sich für sie ausgedacht hat. Das konventionelle Leben in Berlin fühlt sich für Rebekka wie einen weiteren Korsett, das sie einengt. Friedrich ist eine sehr komplexe Figur, der zwischen die Erfahrungen aus seiner Kindheit, die Erwartungen seiner Eltern und der Epoche, die als Erwachsene und Pastor mit Kontakten zur Mission gewonnene Ansichten, Eindrücke und Selbstreflexion gespaltet ist. Rebekka ist wie ein Sturm, der sein Leben umstürzt und ihn zwingt, über den eigenen Schatten zu springen.
Die Handlung ist manchmal vorhersehbar, jedoch nicht langweilig. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und passt sehr gut zu der Geschichte und den Figuren. Gertraud Schöpflin schafft es, interessante und nicht alltägliche Details zum historischen Kontext, u.a. zur christlichen Mission in China, in ihrem Plot einzubauen.
Eine Karte der Schiffsreise wäre eine schöne Ergänzung gewesen. Aber, auch ohne verdient die sehr gepflegte Gestaltung des Buches auch eine Erwähnung: Anhand der Bildern in den Kapiteln kann man sich sehr gut orientieren, ob man sich am Bord der Susana oder auf dem Festland befindet.
Fazit: Eine stürmische Geschichte mit komplexen Figuren und interessanten Hintergrundinformationen.