Es gibt Augenblicke im Leben, in denen die gewohnte Welt in ihrer Vertrautheit verblasst, in denen das, was eben noch selbstverstä ndlich erschien, plö tzlich in Frage steht, als hä tte jemand unbemerkt einen Schleier gelü ftet. Man schaut in den Spiegel, und das eigene Gesicht blickt einem fremd entgegen. Man hö rt sich selbst sprechen, funktioniert, erledigt Aufgaben, erfü llt Erwartungen - doch unter der Oberflä che, da regt sich etwas. Eine Ahnung vielleicht. Ein leises Ziehen. Eine stille Unruhe. Als hä tte sich das Leben in eine Richtung verlagert, die nicht mehr ganz stimmig ist, ohne dass man benennen kö nnte, was nicht stimmt. Es ist nicht dramatisch. Kein lauter Knall. Kein Unfall, kein Skandal, kein Bruch.
Und doch ist es da - dieses Gefü hl, dass du dich selbst verloren hast, irgendwo zwischen Terminen, Pflichten und Rollenbildern. Manchmal spü rt man es erst im Rü ckblick, wenn das System kollabiert, wenn der Kö rper streikt, wenn Beziehungen zerbrechen oder die Stille nachts zu laut wird, um sie weiter zu ü berhö ren. Manchmal ist es der Schmerz, der ruft. Manchmal eine plö tzliche Leere mitten im Erfolg. Und manchmal ist es nur ein Atemzug, in dem alles kurz stillsteht, und in dem du zum ersten Mal merkst, dass du zwar viel erreicht hast - aber dich selbst auf halber Strecke liegen gelassen hast. Dieser Moment ist kostbar. Denn er markiert den Beginn eines echten Weges. Nicht eines neuen Ziels. Nicht einer weiteren Methode, dich zu verbessern oder zu optimieren.