Ein düsteres, intensives und moralisch herausforderndes Buch - Haunting Adeline hat mich auf vielen Ebenen beschäftigt. Ich bin mit gemischten Gefühlen hineingegangen und mit genauso gemischten wieder rausgekommen - aber genau das macht es für mich auch so interessant.Die Geschichte greift sehr ernste Themen auf, darunter auch Gewalt, Machtmissbrauch und psychische Abgründe. Und trotzdem hat mich das Buch sehr gepackt. Der Schreibstil ist fesselnd, die Atmosphäre durchgehend bedrückend und intensiv - ich konnte kaum aufhören zu lesen.Zade ist für mich der Inbegriff von moralischem Zwiespalt. Er ist ein Mann, der im Hintergrund einer Organisation arbeitet, die Frauen aus dem Menschenhandel befreit - eine an sich bewundernswerte Aufgabe. Und doch wird er im Verlauf der Geschichte selbst zu jemandem, der Grenzen überschreitet, stalkt und Kontrolle ausübt. Es prallen zwei Extreme aufeinander: Retter und Täter. Das macht ihn als Figur wahnsinnig komplex - und schwer zu greifen. Ich verstehe, warum viele ihn feiern, denn er hat eine gewisse Anziehungskraft, aber gleichzeitig finde ich ihn auf vielen Ebenen auch einfach verstörend.Adeline - Addie - ist ebenfalls keine einfache Figur. Mal wirkt sie stark und entschlossen, dann wieder in sich gefangen. Ihre Mutter war für mich besonders schwierig: manipulativ, kontrollierend - eine zusätzliche Quelle toxischen Drucks. Dafür mochte ich ihre beste Freundin umso mehr. Sie war wie ein moralisches Gegengewicht, das dem Ganzen ein bisschen Realität zurückgegeben hat.Was man H.D. Carlton lassen muss: Die Romantik ist emotional intensiv geschrieben - düster, psychologisch und absolut spannend. Auch wenn ich beim Lesen oft dachte: "Das darf doch jetzt nicht wahr sein", hat es mich nicht losgelassen. Es ist eine Geschichte, die genau mit diesem Reiz spielt - mit innerem Widerstand, aber auch mit Neugier.