Wir befinden uns in Frankfurt im Jahr 1945. Der Krieg ist gerade zu Ende gegangen und nun beginnt für die geschundene Bevölkerung die nicht minder schwere Zeit der Nachkriegszeit. Nun ist Frieden, doch in vielen Herzen der Menschen ist der Krieg noch verankert und es herrscht vielerorts der Hunger, die Armut, das Kriegstrauma und es gibt nicht wenige Menschen, die leider nicht begreifen, dass der Krieg verloren und die vorherrschende Ideologie besiegt ist. Nun wollen die Menschen nach vorne schauen und sind mit dem Aufräumen und dem Aufbau beschäftigt. Für viele Heimkehrer aus den verschiedenen Gefangenenlagern geht der Krieg im Inneren weiter.
Die junge Christa Schwertfeger lebt mit ihrer Mutter Helene und ihrem Onkel Martin mitten in Frankfurt. Ihre Buchhandlung, die seit drei Generationen im Familienbesitz ist, bekommen sie nach der Enteignung der Nazis wieder zurück und nun beginnen sie langsam wieder in das Leben der Bücher und der Literatur hineinzukommen, was nicht einfach ist, denn viele Autoren und deren Bücher waren im Dritten Reich verboten und es gibt kaum noch gehaltvolle Literatur. Christa liebt seit ihrer Kindheit Bücher und träumt davon Germanistik zu studieren und in die Welt der Literatur einzutauchen, ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die das junge Mädchen am liebsten auf die Bräuteschule schicken würde, damit sie dort zu einer guten Haus- und Ehefrau ausgebildet wird. Zwei Lebensanschauungen treffen nun aufeinander, doch die Familie hält in diesen Notzeiten dennoch zusammen. Christas Ausflug an die Universität endet in kompletter Ernüchterung, denn die Professoren sind noch genau dieselben wie im Dritten Reich und für junge ehrgeizige Frauen sehen sie keinen Platz an der Universität. So arbeitet sie mit ihrem Onkel Martin in der Buchhandlung, dem Ruhepunkt in ihrem Leben und findet mehr und mehr Gefallen daran.
Martin ist der geborene Buchhändler und Literat, feinsinnig und gebildet. Nach seinem durch eine Denunziation verursachten Aufenthalt in einem Konzentrationslager kommt er als gebrochener Mann nach Hause und findet nach und nach Halt in den Büchern. Es sieht so aus, als würde die Buchhandlung Schwertfeger wieder zu neuem Leben erwachen, doch Martin hat noch ein anderes Geheimnis, das nicht nur ihn vollkommen zu zerbrechen scheint, auch die anderen Familienmitglieder kommen an ihre seelischen und körperlichen Grenzen. Christa sieht steht nicht nur privaten Herausforderungen gegenüber, sondern ist auch von jetzt auf gleich damit konfrontiert, die familiäre Buchhandlung zu führen und zu erhalten, was ihr durch ihre Klugheit, ihr Ideenreichtum und ihre Tatkraft auch immer mehr gelingt. Dennoch hadert sie damit, nicht das Leben führen zu können, dass sie sich erträumt hat....
Ines Thorn nimmt den Leser ganz gekonnt und gut recherchiert mit in die Nachkriegsjahre von Frankfurt und lässt das damalige Lebensgefühl zwischen Bedrückung und Neuanfang, Verzweiflung und Lebenshunger, Zerstörung und Aufbau sehr lebendig aufleben. Es war schön zu lesen, wie der Hunger nach guter Literatur in den Menschen trotz Krieg und jahrelanger Indoktrinierung immer noch da war und ich musste bei allem schweren, was beschrieben wurde, wirklich mal herzlich lachen über den neu ins Leben gerufenen Literaturkreis, der sich rauchend! und diskutierend in der Buchhandlung traf. Das wäre heute nicht mehr möglich;). Richtig gut fand ich auch die Geschichte der Verlage und wie sie sich wieder entwickelt haben und auch die eingestreute Lyrik hat mir sehr gut gefallen. Bedrückend fand ich die Verfolgung bestimmter Menschen und die Lügen, mit denen sie leben mussten. Insgesamt hat mir dieser hervorragend recherchierte historische Roman sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den zweiten Band.