Ohne die Serienverfilmung Tracker, die mich für sich gewinnen konnte, hätte ich wohl nie begonnen, die Colter-Shaw-Reihe von Jeffery Deaver zu lesen. Und damit hätte ich etwas verpasst, da sich der Auftakt, Der Todesspieler, als ein Thriller ganz nach meinem Geschmack entpuppt hat.Der Anfang hat mich zunächst aufgrund der Unterschiede zur Serie und der in der Verfilmung deutlich ausgeprägteren Diversität irritiert. Doch bald konnte mich der Schreibstil völlig fesseln. Kurze Kapitel und die am besten eingearbeiteten Rückblenden, die ich je gelesen habe, das Zeitdruck-Element, der trockene Humor, Gänsehaut-Momente - all das hat für mich einfach ein rundes Ganzes ergeben. Ich habe nie gemerkt, wie viel ich am Stück gelesen habe, bis ich irgendwann ruckartig aus dem Lesetunnel aufgetaucht bin. Auch die eingebetteten Zeichnungen des Protagonisten stellen ein liebevolles und hilfreiches Detail dar.Colter Shaw hat mich als Figur schon in der Serie fasziniert. Gegen Belohnungen spürt er vermisste Menschen für Privatpersonen auf und ist allem voran zwar ein einsamer Wolf, aber auch ein anständiger Kerl mit starkem Gerechtigkeitssinn. Wenn man ihn allerdings nicht mag, hat man wohl ein Problem, da die Geschichte neben den eigentlichen Fällen stark auf ihn und seine Familiengeheimnisse konzentriert. Die Nebencharaktere, die ich in der Serie so liebgewonnen habe, spielen hier kaum eine Rolle.Offen gesagt habe ich nur wenig Ahnung von der Videospielindustrie, aber Deaver versteht es, Wissen selbst in einer Thrilleratmosphäre gekonnt zu vermitteln.Die Handlung wirkt im Übrigen realistisch düster, aber nie übermäßig grausam. Zwischendurch war ich mir sehr sicher, den Täter gefunden zu haben. Zur Abwechslung lag ich aber mal komplett falsch und durfte die Puzzleteile neu zusammensetzen. Auf die Hintergründe und das zugrunde liegende brandaktuelle Thema wäre ich aber wohl trotz einiger Hinweise nicht gekommen.Kurzum, diese Reihe werde ich definitiv weiterverfolgen.