Manchmal reicht ein einziger Satz von Kent Haruf, und man sitzt da wie nach einem Schlag in die Magengrube berührt, baff, ein bisschen demoliert, aber glücklich. Das Band, das uns hält ist genau so ein Buch: ruhig, schnörkellos, ehrlich, und gleichzeitig voller kleiner Explosionen im Herzen. Edith Goodnough, diese 80-jährige Frau mit Rückgrat aus Stahl und Herz aus Gold, zieht einen in ihr Leben, als säße man selbst mit ihr auf der Veranda und hörte ihr zu bei Kaffee und leiser Musik aus einem uralten Radio.
Haruf schreibt, als würde er einem nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern eine ganze Lebensweisheit einpflanzen. Seine Sätze sind so schlicht, dass man sie fast überliest bis sie einem nach ein paar Seiten wie ein Bumerang ins Bewusstsein zurückfliegen. Ich schwöre, selten hat mich ein Roman so leise erschüttert. Kein großes Drama, keine Heldenpose nur Menschen, die versuchen, das Richtige zu tun, und dabei grandios scheitern oder zart gewinnen.
Was mir besonders gefallen hat: die unfassbare Wärme, die Haruf in die Trostlosigkeit gießt. Da wird aus Staub, Dürre und Schweigen plötzlich so viel Menschlichkeit, dass man fast vergisst, wie kaputt die Welt da draußen sein kann. Und Sandy dieser Nachbar, der Ediths Geschichte erzählt ist der stille Beobachter, den man sich in jeder Geschichte wünscht: humorvoll, ehrlich, leicht melancholisch.
Wer Action sucht, ist hier falsch. Wer aber Bücher liebt, die nachklingen, wie das letzte Akkord einer Gitarre in einem verlassenen Raum bitte, hier ist euer Schatz. Haruf schafft es wieder, das Alltägliche in Poesie zu verwandeln. Und ja, am Ende wollte ich Edith einfach nur eine Tasse Tee bringen und sagen: Du hast das gut gemacht.