Emira steht kurz vor ihrem 25. Geburtstag und ist doch noch nicht wirklich im Leben angekommen. Ihr Studium hat sie beendet, doch der erste richtige Job lässt auf sich warten - auch weil Emira nicht weiß, was denn ein richtiger Job für sie sein könnte. Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, nimmt sie verschiedene Jobs an, unter anderem dem als Babysitterin für Briar Chamberlain. Deren Mutter Alix Chaberlain ist eine Bloggerin und Influencerin der ersten Stunde und verdient ihr Geld zudem mit Live-Auftritten und einem bald erscheinenden Buch. Als Alix Emira eines späten Abends spontan bittet, Briar für einige Stunden außer Haus zu betreuen, ereignet sich ein kleiner Vorfall, der jedoch im Verlauf des Romans große Auswirkungen haben wird: Emira wird in einem Supermarkt Kidnapping vorgeworfen. Wieso sollte eine schwarze junge Frau sonst mit einem weißen kleinen Mädchen so spät noch unterwegs sein? Zwar wird die Situation schnell aufgelöst, doch Alix kämpft schwer mit ihr. Sie macht sich Vorwürfe und leidet unter ihrem schlechten Gewissen. Auch Emiras neuer Partner Kelley lässt das Erlebte nicht los: Er lernt Emira kennen, da er zufälligerweise Zeuge der Diskussion zwischen ihr und dem Supermarkt-Wachmann wird und die gesamte Auseinandersetzung mit seinem Smartphone filmt. Emira selber möchte den Vorfall gerne vergessen und sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist: Einen richtigen Job finden und nicht aus der Krankenversicherung fallen. Doch da hat sie die Rechnung ohne die beiden Weißen in ihrem Leben gemacht...Kiley Reid fackelt in ihrem Roman Such a fun agenicht lange: Der oben beschriebene Vorfall ereignet sich direkt auf der ersten 30 Seiten und bildet den Ausgangspunkt für alle weiteren Entwicklungen des insgesamt knapp 350 Seiten umfassenden Buches, die um die ThemenRassismus und Privilegienkreisen. Dabei geht Reid deutlich subtiler vor, als man nach dem Lesen des Klappentextes meint: Dass Emira als Schwarze verdächtigt wird, ein weißes Mädchen entführt zu haben, ist offensichtlich Rassismus und deswegen keine langen Ausführungen wert. Reid geht es stattdessen um das Verhalten von Alix und Kelley, die den Vorfall beide aus ihrer weißen Perspektive betrachten und daraus ihre Konsequenten ziehen: Alix will Emira nicht als Babysitterin verlieren und bietet sich deswegen als Freundin an, Kelley will Emira dazu drängen, die Vorteile zu nutzen, die eine Veröffentlichung des Videos für sie bringen würden. Beide meinen zu wissen, was Emira braucht und wie sie handeln müsste - und beide sind nach einem denkwürdigen Kennenlernen an Thanksgiving der Meinung, dass der jeweils andere Emira nur ausnutzt. Beide unterstellen sich gegenseitig Rassismus - und doch hört keiner Emira zu und fragt sie als betroffene schwarze Person, wie sie sich fühlt, was die Begegnung in ihr ausgelöst hat und wie sie mit dieser Erfahrung umgehen möchte und kann.Rassismus - so macht Reid klar - ist nicht nur der offensichtliche Angriff schwarzer Personen, sondern auch das konsequente Übergehen ihrer Perspektiven.Zwischen Alix, Kelley und Emira entspannt sich eintoxisches Beziehungsgeflecht, in das auch Alix' und Kelleys Vergangenheit einfließt. Zugegebenermaßen sind die Beziehungen inSuch a fun ageetwas konstruiert und die Figuren selber bleiben einem bis zum Ende der Lektüre fremd. Dies liegt wohl daran, dass es Reid nicht in erster Linie darum geht, von Menschen zu erzählen, sondern von denDynamiken und Hierarchien, die zwischen ihnen herrschen - und wie diese sich gestalten, wenn die einzelnen Akteure unterschiedliche Hautfarben haben. IhreProtagonisten fungieren als Typen, ihre Zeichnung wird der Botschaft des Romans gewollt untergeordnet.Such a fun ageerzählt von schwierige Themen, liest sich dabei aber leicht weg.Die Geschichte hat einordentliches Tempo, Reid geht immer direkt in medias res und hält sich nicht mit einem langen Spannungsaufbau auf, sondern unterhält die Leserschaft mit einerdirekten und unverblümten Erzählweise.Bisweilen kann man sich dem Eindruck nicht entziehen, dass der Gedanke einer Verfilmung oder Serienadaptionbeim Verfassen des Romans mitgeschrieben hat, so gefällig ist der Roman insgesamt, ohne dass dies allzu kritisch bewertet werden soll. Such an fun ageist ein gelungener Roman, der es schafft zu unterhalten und dabei zum Nachdenken anzuregen.Mehr Tiefe wäre möglich gewesen- und bei dem Thema vermutlich auch notwendig. Insgesamt aber ein positives Leseerlebnis.