Der sechzehnjährige Thomas, von allen nur "Klapper" gennant, weil seine Gelenke knacken, wenn er sich bewegt, ist ein Außenseiter und verbringt die gesamten Sommerferien vor dem Computer in seinem abgedunkelten Zimmer. Voller Hingabe erstellt er Maps für das Spiel "Counter Strike". Am ersten Schultag kommt Vivi, die "Bär" genannt werden möchte, neu in die Klasse. Resolut und selbstbewusst setzt sie sich neben Klapper. Zwischen den beiden entsteht ganz langsam eine Art Freundschaft und sie spielen und programmieren auch gemeinsam das Computerspiel, das Bär ebenso liebt. Trotz wachsender Freundschaft steuern die beiden auf ein Ereignis zu, dass das Leben von Klapper für immer verändern wird.Das Cover hat mich total angesprochen, der Klappentext lässt allerdings nicht darauf schließen, was für eine gewaltige und tolle Geschichte sich dahinter verbirgt.Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen: im Jahr 2011, als Klapper 16 Jahre alt ist und 2025, als er 30 ist. Diese Erzählweise gefällt mir sehr gut. Direkt zu Beginn wird der Leser ins Jahr 2025 geworfen, wo Klapper immer noch alleine vor dem Laptop sitzt. Schnell wird klar, dass in der Vergangenheit etwas passiert sein muss, denn Bär ist seit über 4800 Tagen nicht mehr mit ihrem Counter Strike-Account eingeloggt gewesen. Mit diesem Cliffhanger tauchen wir ein ins Jahr 2011 und begleiten Klapper in seinem Alltag. Und das beschreibt Kurt Prödel so detailliert und präzise, dass ich mich selbst oft wieder gefunden habe in den Beschreibungen, ich selbst war damals nur wenige Jahre älter als der Protagonist. Mit einer ganz eigenen Erzählweise zeichnet er einen Jugendlichen, wie es ihn überall auf der Welt gibt: den typischen Außenseiter, der nur vor dem Computer sitzt und mit ungewaschenen Haaren und Metalband-T-Shirts herum läuft. Man hat als Leser weder Mitleid mit Klapper, noch wirkt er unsympathisch, man verfolgt sein Leben einfach mit. Auch die Nebenfiguren wie seine und Bärs Eltern werden unglaublich gut und realistisch dargestellt.Kurt Prödel hat seinen ganz eigenen Erzählstil, der sowohl zum Zeitgeist von damals als auch zu den Charakteren passt. Er baut gekonnt eine unglaublich realistische, aber auch sich stetig aufbauende Spannung auf. Die Freundschaft von Klapper und Bär ist oft einseitig von Klapper ausgehend, als Leser weiß man oft nicht so recht, woran man bei Bär ist.Toll ist auch der für die 90er und 00er Jahre typische "Zitronenkrümeleistee", der als wiederkehrendes Element zur Freundschaft und der Geschichte gehört.Kurt Prödel baut in seine Geschichte gekonnt viele wichtige Themen ein: Freundschaft, Erwachsenwerden, (toxische) Männlichkeit, aber auch psychische Probleme und Trauer werden hervorragend beschrieben. Gerade die Probleme im Elternhaus der beiden werden auf subtile Weise beleuchtet ohne ins Detail zu gehen.Einzig der abgedruckte Kommentar Benjamin von Stuckrad-Barres unter dem Klappentext verrät meiner Meinung nach zu viel und hätte anders formuliert sein müssen um nicht zu spoilern."Klapper" ist ein unglaublich toller, gewaltiger Roman, man darf sich nicht von den jugendlichen Protagonisten abschrecken lassen. Ein toller Debütroman, unbedingt lesen!