Mit diesem neuen Auftakt um Isabella Falk hat die Autorin für mich erneut einen brillanten historischen Kriminalroman geschaffen. Schon von Beginn an hat mich die Persönlichkeit der jungen Richtergattin gefesselt: Isabella, frisch verwitwet und eigentlich in einer machtlosen Position, zeigt Mut, Klugheit und eine innere Stärke, die in der damaligen Zeit alles andere als selbstverständlich war. Genau diese Mischung aus Verletzlichkeit und Entschlossenheit macht sie für mich zu einer außergewöhnlichen Protagonistin.
Als sie den Mord an Bürgermeister Alois Vogler aufklären muss, der in den verbrannten Überresten des Klosters Weißenfels gefunden wurde, wird schnell klar, dass dieser Fall weit mehr ist als ein einfacher Kriminalfall. Ihr eigenes Schicksal der drohende Verlust von Haus und Hof an ihren habgierigen Schwager ist eng mit der Aufklärung verknüpft. Für mich war besonders beeindruckend, wie die Autorin Isabellas Kampf gegen Intrigen, Machtspiele und gesellschaftliche Zwänge darstellt. Man spürt in jeder Szene die Enge und Ungerechtigkeit, die Frauen damals erlebten, aber ebenso Isabellas unerschütterlichen Willen, sich nicht kleinmachen zu lassen.
Die Zusammenarbeit mit dem Stadtschreiber Leonhard Stadler und seinem Freund Magnus Bader bringt interessante Dynamiken ins Spiel. Ich habe die sich langsam entwickelnde, vorsichtige Verbindung zwischen den dreien sehr genossen. Vertrauen, Zweifel, Freundschaft all das schwingt stets mit. Und irgendwo zwischen den Zeilen hofft man unweigerlich, dass sich vielleicht eine zarte Liebesgeschichte anbahnt, ohne dass die Autorin es zu offensichtlich macht.
Besonders begeistert hat mich der Spannungsaufbau: Jede Vermutung, die ich beim Lesen hatte, wurde sofort wieder durch eine neue Wendung pulverisiert. Der Roman spielt regelrecht Katz und Maus mit den Erwartungen des Lesers. Es gibt Momente, die so überraschend und nervenaufreibend sind, dass ich tatsächlich kurz den Atem angehalten habe. Gleichzeitig sorgen heitere, manchmal sogar herzerwärmende Momente für einen gelungenen Ausgleich zum düsteren Grundton.
Auch das Miteinander im Hause Falk hat mich berührt. Die Loyalität der Angestellten und Isabellas respektvoller, warmherziger Umgang mit ihnen verleihen der Geschichte emotionale Tiefe. Ebenso schön fand ich die Rückblicke auf die Beziehung zu ihrem deutlich älteren Ehemann, die eine unerwartet liebevolle und harmonische Facette zeigt.
Und dann kommt dieses Ende ein doppelter Cliffhanger, der mich vollkommen überrascht hat und den Wunsch nach der Fortsetzung enorm befeuert. Die Wendung ist zugleich riskant, schockierend und vielversprechend.
Auch das Cover hat mich sofort angesprochen. Es fängt die historische Atmosphäre perfekt ein und macht sofort deutlich, in welcher Epoche die Geschichte spielt. Der Titel harmoniert wunderbar mit der stimmungsvollen Gestaltung und weckt sofort Neugier auf die düsteren Geheimnisse, die sich hinter den Klostermauern verbergen.
Für mich ist dieser Auftaktband ein herausragender historischer Kriminalroman, der nicht einfach nur unterhält, sondern den Leser zum Mitdenken, Mitfühlen und Hinsehen herausfordert. Ein packender, atmosphärischer und emotional tiefgehender Einstieg in eine Reihe, von der ich unbedingt mehr lesen möchte.