allein die widmung (!!) und der prolog haben mich sofort abgeholt. mit einer szene, die für walter und auch für mich als leserin merklich einschneidend war, wurde eine geschichte voller gefühl und tiefe eröffnet.
dieses ereignis bildet den rahmen für eine erinnerung, die nicht nur bedeutungsvoll für ihn ist, sondern auch in mir warme gefühle auslöste.
ich konnte mich mühelos in walters mindset einfühlen. maren engelmann gelingt es hier, mit wenigen worten eine ganze gedankenwelt zu transportieren und auch ich habe mich selbst ein wenig in die person verliebt, welche walters erinnerung durchzieht. es zeigt, wie tief bestimmte menschen in uns verwurzelt sein können selbst nach vielen jahren.
was mich besonders beim gesamten lesen beeindruckt hat: walters leben wird ehrlich, ungeschönt und authentisch erzählt. keine dramatische überhöhung, kein kitsch sondern das rohe altern und leben, wie es ist. mit ecken und kanten, mit sehnsucht, bedauern und dieser einen offenen tür, die vielleicht nie ganz geschlossen wurde. diese ehrlichkeit berührt. denn obwohl mich zu walter jahrzehnte trennen, konnte ich seine fragen und gedanken auf einer rein menschlichen ebene nachvollziehen.
die leisen töne dieser geschichte wirken lange nach. alles, was bleibt, sind unsere erinnerungen ist keine laute geschichte aber eine, die man fühlt. eine, die still und intensiv unter die haut geht und einem vielleicht erst im nachgang gänzlich bewusst wird.
zwischen all den fantasywelten und großen romanzen ist dieses buch für mich wie eine atempause wie ein blick in die gängige realität nur aus anderen augen und dabei alles andere als oberflächlich. voller menschlichkeit, emotionaler tiefe und leiser ironie.
für mich ist dieses buch ein echtes herzensbuch. eins, das bleibt. so wie unsere erinnerungen.