Tödliche Intelligenz von Maria Heinrich ist der dritte Band der Thriller-Reihe Kein normaler Arbeitstag mit Ana Rubin als Protagonistin.
Kurz zum Inhalt:
Ana Rubin ist Leiterin eines KI-generierten Verkehrsprojekts. Der letzte Testlauf ist im Gange, doch das Projekt droht zu scheitern, weil maßgebende Störfaktoren auftreten. Aktivisten demonstrieren, der Bürgermeister wird währen der Pressekonferenz attackiert und die IT wird durch einen Hacker angegriffen. Als vor Anas Augen ein Mordanschlag verübt wird, beginnt sie nachzuforschen. Wer steckt dahinter? Die Aktivisten? Konkurrenz? Oder gar jemand aus ihrem eigenen Team?
Das Cover ist schlicht und macht doch auf sich aufmerksam; es ähnelt den Vorgängerbänden, hat somit guten Wiedererkennungswert. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart, teils in Wien, teils in Korneuburg, Niederösterreich. Als Wienerin genoss ich es besonders, dass mir die Schauplätze vertraut waren. Der Schreibstil ist flüssig und dialogreich, und trotz der Thematik nicht zu techniklastig. An und für sich kann man in diese Reihe problemlos quer einsteigen; Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich. Lediglich hinsichtlich des relativ großen Personenkreises wäre ein Personenverzeichnis hilfreich gewesen.
Die von Beginn an schwelende Spannung steigert sich temporeich von Kapitel zu Kapitel, je mehr sich Ana engagiert. Und ihr bleibt praktisch nichts anderes übrig, als aktiv zu werden. Denn nicht nur das Projekt ist gefährdet, sondern Ana erkennt, dass der Täter auch sie selbst im Visier hat. Ana schlittert bei ihren Nachforschungen von einer prekären Situation in die andere, gerät letztens sogar in Lebensgefahr, als sie dem Täter zu nahe kommt. Dem unerwarteten Täter. Denn bis zuletzt ahnte ich nicht, wer der Täter ist und welches Motiv ihn antreibt.
Ana steht im Mittelpunkt der Handlung, um sie herum sind unzählige Nebenfiguren, die für mich großteils eher gesichtslos blieben, die sich zu wenig voneinander unterschieden, keine eindeutigen Charaktere bildeten. Das Businessmilieu ist anschaulich dargestellt und die Menschen agieren in ihren Funktionen. Grundsätzlich wirkt das Team harmonisch. Alle ziehen am selben Strang. Sie sind ambitioniert, einsatzwillig, der Erfolg des Projekts ist ihnen wichtig. Sie zeigen zwar gewisse Aversionen und Ehrgeiz, aber darüber hinaus, also gefühlsmäßig, bleiben sie charakterlich blass. Ana als Leiterin des Projektes ist die Zentralfigur. Da man auch aus ihrer Perspektive die Geschichte miterlebt, erhält sie deutlichere Konturen. Sie ist sehr verantwortungsbewusst, kompetent, natürlich auch ehrgeizig, ihr liegt viel am Gelingen des Projekts. Trotzdem riskiert sie ihren Job, weil sie unbedingt dem Mörder auf die Spur kommen will. Er darf nicht ungestraft davonkommen. Sie agiert mutig, meist zu impulsiv, unvernünftig ganz alleine. Mir fehlte etwas die persönliche Seite von Ana, private Gefühle. Sie war mir zu kühl. So richtig warm wurde ich nicht mit ihr.
Mir hat der Roman spannende Lesestunden beschert und Lust auf mehr Bücher dieser Autorin gemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter.