Man schreibt das Jahr 1872. Johann Strauss befindet sich am Zenit seiner Karriere. Vor kurzem hat er den Walzer An der schönen blauen Donau komponiert. Allerorts jubelt man ihm zu. Doch der Erfolg ruft auch Neid und Missgunst hervor.
Nach Gastspielen im Zarenreich soll er nun in die USA, zum Weltfriedensfest nach Boston reisen. Nun so eine lange Reise ist nicht jedermanns Sache und die von Strauss schon gar nicht. Er hat lieber festen Boden unter seinen Füßen, wenn er schon reisen muss. Aber ein Dampfschiff? Nie und nimmer! Schließlich nimmt er das Engagement wegen des großen Honorars an und Leibdiener Pepi sowie Zimmermädchen Anna begleiten ihn. Ehefrau Jetty gibt ihm noch Francis, einen Zirkusartisten als Aufpasser mit, der ihm allzu aufdringliche Fans (vor allem weibliche) vom Hals halten soll.
Wenig später ist man auf dem Schiff und Strauss wird von den anderen Erste-Klasse-Gästen belagert. Dann kommt ein Mann zu Tode, der eine Schwalbe am Handgelenk tätowiert hat. Um die Passagiere nicht zu verunsichern und sich bei der Reederei nicht rechtfertigen zu müssen, lässt der Kapitän den Toten im Meer verschwinden. Und er wird nicht der einzige Tote bleiben bis das Schiff in New York anlegt.
Meine Meinung:
Johann Strauss Sohn gilt die ganze Aufmerksamkeit im Jahr 2025, feiert man doch seinen 200. Geburtstag. Grund genug, aus diesem Anlass zahlreiche Bücher, die mit dem Jubilar mehr oder weniger viel zu tun haben, herauszugeben. Auch der Emons-Verlag reiht sich mit diesem historischen Krimi in diese Liste der Gratulanten ein. Gleich vorweg, Attentate auf den Walzerkönig hat es niemals gegeben, die Reise zu Gastspielen nach Boston und New York, schon.
Maria Jelenko hat hier einen amüsanten historischen Krimi verfasst, der sich mit dem Charakter von Johann Strauss beschäftigt. Auf Grund seines Lebenswandels ist er überarbeitet, trinkt und raucht zu viel. Obwohl er sich in der Bewunderung seiner Fans, vor allem der Frauen, sonnt, sind ihm die aufdringlichen Avancen ein Gräuel. Tja, was soll man dazu sagen: Die Geister, die er rief, sind kaum zu bändigen.
Auch wenn es die hier beschriebenen Attentate auf Strauss nie gegeben hat, so sind sie recht gut inszeniert. Agatha Christie lässt grüßen. Ein Schiff auf so langer Überfahrt eignet sich perfekt zu dieser closed room-Situation. Keiner kann das Schiff zwischendurch verlassen oder neu dazukommen. Natürlich entfallen auf einem Dampfer wilde Verfolgungsjagden, sodass sich die Ermittlungen auf heimliche Durchsuchen von Kabinen beschränken muss.
Der Autorin ist es gut gelungen, die Stimmung an Bord einzufangen. Auf der einen Seite die Müßiggänger, die Johann Strauss umschmeicheln und auf der anderen Seite die Bemühungen den Komponisten vor einem Attentäter zu schützen.
Eine kleine Bemerkung muss ich noch anbringen: Zu Beginn (S. 14) lässt Maria Jelenko Hup- und Motorengeräsche vor der Villa Strauss in der Wiener Maxingstraße erschallen. Da hat sie der Technik um mehr als drei Jahrzehnte vorgegriffen. Es gibt zwar bereits die Wiener Allgemeine Omnibus-Aktiengesellschaft, motorisiert fährt man allerdings erst ab 1909. Zu Zeiten von Johann Strauss sind vor die Omnibusse genauso wie bei der Pferdetramway Pferde vorgespannt. Hufgeklapper, Peitschengeknall und Flüche der Kutscher sowie Gestank inklusive, was den lärmempfindlichen Maestro, der oft erst im Morgengrauen zu Bett geht, natürlich stört. Der einzige Unterschied: die Pferdetramway ist schienengebunden, der Omnibus nicht.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem Krimi rund um eine Verschwörung, deren Ziel die Ermordung von Johann Strauss ist, aber niemals stattgefunden hat, 4 Sterne.