Nach kein Ort dieser Welt von Marie Döling musste ich auch dieses Buch unbedingt lesen. Denn in als die Tage Lügen weinten gibt es Crossover Momente.
Der Schreibstil ist poetisch intensiv, ohne den Realismus der Situation zu verlieren. Hier liegt für mich definitiv die Stärke dieses Romans. Definitiv gelingt Marie Döling mit dieser Handlung ein eindrucksvolles und emotional forderndes Jugendbuch, das sich sensibel und gleichzeitig schonungslos mit Themen wie Wahrheit, Schuld, Loyalität und toxischer Verdrängung auseinandersetzt.
Protagonistin Bee steht im Zentrum eines moralischen und emotionalen Sturms. Der Vorwurf gegen Remy, ihr engster Vertrauter seit Kindheitstagen, erschüttert nicht nur ihr Vertrauen, sondern auch ihr gesamtes Weltbild. Die Spannung zwischen Loyalität und Wahrheit ist fast greifbar. Bee versucht an etwas festzuhalten, das sich zunehmend falsch anfühlt, und dieser innere Konflikt wird auf schmerzhafte, aber authentische Weise erzählt.
Besonders eindrücklich ist für mich die Entwicklung der Figuren, allen voran die Beziehung zwischen Bee und Jace. Ihre zaghaft wachsende Verbindung ist durchzogen von Zweifeln, Erkenntnissen und dem aufrichtigen Wunsch nach Gerechtigkeit. Auch das anonyme Opfer bleibt absolut nicht gesichtslos, sondern wird als stille, aber kraftvolle Stimme im Hintergrund spürbar und zeigt eindrucksvoll, wie viele Gesichter eine Wahrheit haben kann. Das wurde für mich unfassbar toll gelöst.
Leider hat mich die Handlung dennoch nicht so gefesselt, wie ich es mir gewünscht habe. Auch wenn es Momente gab, die mich emotional berührt haben, war ich manchmal in dem Gedanken gefangen, man hätte noch etwas mehr herausholen können. Vielleicht bin ich hier persönlich aber mit einer zu hohen Erwartung heran gegangen.
Insgesamt ist Als die Tage Lügen weinten ein intensiver und wichtiger Roman. Ein Buch, das aufgrund der Thematiken unfassbar wichtig ist und bei vielen lange nachhallen wird.