Nicht jedes BookerPrize gelistete Buch ist es wert, gelesen zu werden.
"Mary Lawson, aufgewachsen in Ontario, lebt seit 1968 in Surrey, England. Mindestens einmal im Jahr reist sie in ihre Heimat Kanada. Im letzten Licht des Herbstes ist in Kanada ein Bestseller", sagt der Verlag im rückwärtigen Klappentext.2021 landete "A Town called Solace" auf der Longlist des Man Booker Prizes. Und mir hat der Roman nicht gefallen! Der Kommentar und das Leseerlebnis: Stilistisch ist nichts auszusetzen. Aus der Kinderperspektive der 8jährigen Clara vom Nachbarhaus erzählt, erfährt die Leserschaft von Ms Orchard, die in dem Haus lebte und es einem jungen Mann vererbte, den sie als Kind einmal entführte. Dafür bekam sie ein Jahr Gefängnis. Den Roman würde ich in die Leichte Muse verorten und keinesfalls auf die Liste eines bedeutenden Literaturpreises. Aus den Gründen: Die Autorin versucht mithilfe der Kinderperspektive und eines aschgrauen einsamen Katers Moses die Herzen der Leserschaft zu gewinnen, was ziemlich rührselig rüberkommt. Die eigentliche Story, das Verschwinden der 16jährigen Rose, der Schwester von Claire, von vor zwei Wochen, zieht im Hintergrund vorbei, wird aber nicht ausgeleuchtet.Weder wird vertieft, wie leichtsinnig junge Mädchen sein können, und wie gefährlich es ist, wegen geringen häuslichen Zwistigkeiten von zu Hause wegzulaufen und wie schnell man unter die Räder kommen kann, noch wird nachgearbeitet, nämlich, dass das Leben danach grundsätzlich verändert ist.Die Geschichte um die kinderlose Nachbarin Elisabeth Orchard, die fürchtet erkannt zu werden und deshalb zurückgezogen lebt, langweilt mich. Aber besonders die Erzählweise, kindlich-naiv ist hier zu kritisieren, weil die Idee der Autorin ans Herz gehen zu wollen, einfach zu durchschaubar ist.Für Leichte Muse ist das Buch eigentlich gut, denn es ist wirklich nett geschrieben, aber mit dem Versuch, das Werk durch eine echte Problematik aufzuwerten, ist etwas gründlich schief gegangen. Fazit: Ich mag den Roman nicht, weil er vorgibt, etwas zu sein, was er nicht ist - für anspruchsvolle Literatur bleibt er all zu oberflächlich.Leicht gelangweilt ringe ich mir noch 3 Pünktchen ab, weil zwei dann doch zu schlecht für eine BookerLonglisterin wären.Kategorie: Leichte MuseVerlag: Heyne, 2021Auszeichnungen: 2021 auf der Longlist des Man Booker Prizes