Das Abitur hat Thomas Blume mit Bestnote bestanden, und bevor es ernst wird in seinem Leben, bevor er die Weichen für sein Dasein nach der Schule stellen muss, lockt ihn die weite Welt. Alle anderen wissen schon, wohin die Abi-Reise geht, nur Blume sitzt noch in seinem Kinderzimmer und kann sich nicht entscheiden zwischen all diesen Ländern, von denen der Prospekte-Wust auf seinem Schreibtisch erzählt: Western-Feeling in Tirol. Stockholm für Camper. Safari Village. InterRail-Ticket. "Angebote tanzten vor meinen Augen wie ein fiebriges Kartenspiel, und ich legte wilde Patiencen, die nie aufgingen."
Dann flattert ein Brief der Reederei Salt&John ins Haus, schwarze Tinte auf Büttenpapier, der Umschlag mit rotem Wachs versiegelt. Blume folgt der Einladung und heuert auf der "Arrabal" an, einem Dreimaster aus einem vergangenen Jahrhundert mit altertümlich gekleideter Besatzung und quiekenden Schweinen als Proviant. Aus Thomas Blume wird der Passagier Bloom, und seine vermeintlich vierwöchige Fahrt wächst sich aus zu einer lebenslangen, aberwitzigen, grausamen Odyssee über die Weltmeere.
Sechs Jahre hat der 35-jährige Kabarettist und Puppenspieler Rainald Grebe an seinem Erstlingsroman "Global Fish" geschrieben. "Eigentlich ein Jugendwerk, das jetzt erscheint", sagt er. Gelungen ist Grebe ein Gleichnis auf die Irrwege des flexiblen, modernen Menschen - ob die rasante Reise, die sein Alter Ego Bloom auf dem Klipper unternimmt, "tatsächlich" passiert oder nur der Phantasie des Helden entspringt, ist dabei eigentlich egal.
UniSPIEGEL 03/2006