Der Autor, Roman Rausch, hat seinen Lesern mit diesem Buch nicht nur spannende Unterhaltung, sondern auch eine Geschichtslehre geboten. Es stellt sich hier auch die Frage wann der Begriff Alte Mainbruecke eingefuehrt wurde. Schon zu vorkeltischer Zeit
muss das Maintal besiedelt gewesen sein was Funde bei der Erweiterung der Nervenklinik am Schalcksberg 1966-76 bewiesen haben.
Tatsache ist dass es vor zirka 1130 keine Bruecke gab. Also muss da eine Furt gewesen sein denn selbst nach der Regulierung des Mains
war in den 1950er Jahren am Ende der Flossgasse, ungefaehr da wo das Holztor einmal stand, der Wasserspiegel im Sommer so niedrig dass man in der Flussmitte bequem stehen konnte.
Abgesehen davon wird man wohl Schelche zu hilfe genommen haben. So laesst RR die AMB (Alte MainBruecke) die Geschichte der Gegend erzaehlen wo im Laufe der Zeit die Stadt Wuerzburg entstand. Wie viele Fuesse, von Menschen und Tieren, 2- und 4-beinige, wieviele Fahrzeuge von Ochsen, Pferden und Motoren bewegt sind wohl ueber dieses Bindeglied gegangen? Es ist weder vorstell- noch ausdrueckbar. Es wuerde sich im Bereich astronomischer Zahlen befinden!
Stilmaessig handelt es sich einerseits um mehr oder weniger gut belegte geschichtliche Ereignisse und andererseits um Erzaehlungen des Schriftstellers die in verschiedene Zeitphasen eingepasst und zum Leben, zu einer gefaehrlichen Gegenwart
erschaffen wurden. Gefaehrlich, weil sie so wirklichkeitsgetreu sind dass man sie auch als geschichtliche Tatsache annehmen koennte.
Dazu kommt ja auch dass bei beiden Darstellungen die wichtigen Darsteller und Drastellerinnen aufgelistet sind, wobei die geschichtlich Belegten mit einem * versehen sind. Ueberhaupt gibt diese Art von Darstellung den Lesern die Moeglichkeit zu waehlen
ob man einfach das Buch in der Reihenfolge liest wie es sich anbietet oder man waehlt einen der Teile und befasst sich spaeter mit dem Anderen.
Der Inhalt wurde schon in einigen Rezensionen behandelt also will ich mich auf das Ende konzentrieren das mit dem Sprengungsknall das Buch beendet. Laeuft es dem Leser nicht schauerlich kalt dem Rueckgrat entlang wenn er mitfuehlt wie Hermann den Patrice
auf das mainvierteler Ende der Bruecke fuehrt, ihn dort platziert und er selbst in Deckung geht um von dort die Sprenung und Patrices Ende zu beobachten? Der Sensenmann mit
einem ominoesen Kaestchen einhergehend. Und Emilia in Todesverachtung und konsequenter Liebeserfuellung in japanischer Bekleidung (vielleicht auf Kamikaze anspieled?) das Ende
findet. So die Seiten 524/5. Dann... ja dann kommt die naechste Seite, die Letzte, die keine Seitennummer (!) hat, die nach dem materiellen Sprengknall einen wuchtigen Gefuehlsknall
ausdrueckt. Eine geniale Enddarstellung: Hermann, der Verraeter Patrices, verdreht seine Rolle total und gewinnt einen Literaturpreis in 1961. Diese Aufklaerung erinnert mich an Beschreibungen
bei Kriminalromanen wo an dieser Stelle gern der Taeter, die Loesung des Verbrechens, gegeben wird. Dies ist allerdings nicht verwunderlich, wenn man weiss dass RR als Kommissar Kilian viele Krimis geschrieben hat!
Geschichtlich bewiesen haben Pioniere der deutschen Wehrmacht den 2. und 3. Bogen der AMB am 2. April 1945 gesprengt. Die Nazis, also Angehoerige der NSDAP waren das nicht. Man sagt das halt so. Doch die Sprenung war ja sinnlos weil die US Pioniere diese Brueckentraeger, Bailey Bridge genannt, nach Stunden schon an
Ort und Stelle hatten und die Truppen ueberqueren konnten. Zuvor hatten Vorausabteilungen unterhalb, zwischen Alten Kranen und der AMB eine Pontonbruecke angelegt. Die eigentlich
und im nachhinein garnicht noetig war... In den 1950er Jahren und bei Fertigstellung der AMB hat man in den Pfeilern Sprengkammern eingebaut(!!!). Damals war ja der kalte Krieg mit dem eisernen Vorhang. Waere es zu einem Ueberfall, einem Blitzkriegvorstoss der sowjetischen Truppen gekommen so haetten die wohl auch genauso blitzschnell die Bruecke, oder Bruecken, wieder bennutzungsfaehig gemacht.
Fazit: Brueckensprengen schadet auf langer Sicht nur die
Zivilbevoelkerung: Ich bin von 1946 bis 1949 taeglich mehrere Male ueber die Behelfsbruecke zur Arbeit und zurueck gegangen. Erinnerungen...
Ein anregendes Buch dem man ein langes Leben in Buecherregalen wuenscht und wohl auch bekommt. H. Osner