Trifft man Zeugen Jehovas an den Türen, im Verwandtenkreis, auf der Straße, in der Nachbarschaft oder hatte tatsächlich das Pech darin aufzuwachsen, dann wirken diese Menschen als hätten sie das beste Leben ever. Eine Fassade muss aufrecht erhalten werden, dass man doch das große Glück hatte, dieser elitären Gemeinschaft anzugehören, die von Gott, laut ihrer eigenen Aussage, unter verschiedensten Konfessionen auserwählt wurde und deren Anhänger schon jetzt im "Geistigen Paradies" leben.
Doch was hinter dieser vermeintlich glücklichen Fassade steckt, sieht man erst, wenn man Aussteigerberichte wie diesen, von Sophie, liest. Ihr authentisches Ich, mit all seinen Emotionen, Wünschen und Sehnsüchten, wird über Jahre unterdrückt und schreit danach endlich in den Vordergrund zu rücken. Doch dieser Schritt erfordert Mut, den Verlust von Freunden und der Familie und vor allem die Kraft, sich der Angst zu stellen in Freiheit leben zu wollen. Denn Freiheit von den Zeugen Jehovas hat zunächst den Anschein einer tödliche Diagnose. Sophie wurde von Kindheit an darin erzogen, dass die Freiheit außerhalb der Gemeinschaft den ewigen Tod bedeutet, und wahre Freiheit nur mit Verzicht in dieser Welt und dem bekämpfen von innerlichen Wünschen zu erreichen wäre, um einmal ewig im Paradies zu leben.
Sophie beschreibt sehr herzzerreißend ihre schwierige Kindheit und ihre Teenagerzeit, in der sie langsam anfing zu rebellieren, bis sie an den Punkt kommt und sich sagt: So kann ich nicht mehr leben!
Sie möchte sich nicht mehr verstecken, sich selbst verwirklichen und ein selbstbestimmtes Leben führen ohne Kontrolle, Ängste und dem ständigen Gefühl nicht gut genug zu sein.
Die Fassade ist weg. Sie hat es geschafft :) #proud