Das Buch hat mich mit einem seltsam betrübten Gefühl zurückgelassen. Es ist sehr realitätsnah geschrieben, was besonders das Ende so furchtbar frustrierend macht, da es eben sehr realistisch ist. Mich hat allgemein vieles am Buch frustriert (also nicht daran, wie es geschrieben ist, der Autor hat nichts falsch gemacht, sondern es hat mich frustriert, dass ich nichts dagegen tun kann, dass es hunderte von Menschen da draußen gibt, denen es wie Sebastian geht und denen ich nicht helfen kann), besonders aber die ganze Geschichte mit Linus. Ich habe einfach bisschen was anderes erwartet, aber so sieht die Realität eben oft einfach nicht aus.Mit den Charakteren bin ich allgemein irgendwie nicht so warm geworden. Die Distanz zu Sebastian konnte ich nicht überwinden, Linus, Jasna und Su fand ich die meiste Zeit etwas seltsam. Ich habe es einfach nicht wirklich geschafft, mit allen mitzufühlen, richtig Sympathie für die Charaktere zu entwickeln. Vielleicht ist das aber bei einem Thema wie diesem aber auch gut, da ich sonst zu viel fühlen würde und nicht damit zurechtkommen würde.Was mich anfangs ziemlich irritiert hat, waren die fehlenden Anführungszeichen in Dialogen. Das hat meinen Lesefluss mehrfach gestört, aber auch dafür gesorgt, dass ich das Gefühl hatte, direkt in Sebastians Gedanken zu sein - oder besser gesagt, in seinen Erinnerungen. Mir kam es jedenfalls so vor, als habe der Sebastian aus dem allerletzten Kapitel sich hingesetzt und sämtliche Erinnerungen der letzten Jahre aufgeschrieben, was auch die teils wirklich sehr kurzen Szenen erklären würde, da Erinnerungen eben keine Romane sind.Keine leichte Geschichte jedenfalls, die ich trotzdem (oder gerade deshalb) empfehlen kann.