Totenmond ist ein spannender Thriller, der trotz gelegentlicher Längen und Vorhersehbarkeiten gut zu unterhalten weiß.
Ein paar Jugendliche wolle in einer alten Industriebrache Lembecks Fotos für ein CD-Cover schießen. Noch während sie auf Motivsuche sind stolpern sie über eine grausam zugerichtete Leiche. Als Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron den Tatort in Augenschein nimmt wird sie an einen alten Fall erinnert erinnert - gelöst wurde dieser damals nicht. Im Laufe der Ermittlungen erhält sie Nachrichten, die ganz offenbar vom Täter stammen - Liedtexte, die weitere Tatorte in der Umgebung von Lembeck wahrscheinlich machen...Schweigend betrachtete der Mann die junge Frau. Er klappte das Rasiermesser zusammen, ließ es in der Tasche verschwinden und zog seinen Schal etwas enger. Es war fürchterlich kalt, und er hoffte, dass er sich keinen Schnupfen einfangen würde. Totenmond, S.7Mein Eindruck:Freunde werden wir, trotz der spannenden Fälle, nicht mehrPerspektiveTotenmond ist fast ausschließlich aus der Sicht von Polizeipsychologin Alexandra von Stietencron, genannt Alex, geschrieben. Sporadisch erfährt man auch etwas aus der Tätersicht, aber nur sehr selten und es bleibt recht kryptisch. Ich möchte beinahe sagen Gott sei Dank, denn dadurch habe ich wirklich bis zum Schluß keine Ahnung, wer der Täter ist.AlleingängeMit Alex werde ich allerdings auch in diesem Band nicht wirklich warm. Ich finde sie relativ unsympathisch und ihre manchmal mehr als waghalsigen Alleingänge bringen nicht nur sie immer wieder in Gefahr. Ich muss nicht unbedingt immer alles 1:1 so haben, wie der Polizeialltag ist - aber ich finde ein bisschen sollte sich das Geschehen schon an der Realität orientieren.KlogesprächeWas mich tatsächlich stört, ist die für meinen Geschmack zu sehr im Vordergrund stehende Liebesbeziehung und alle daraus entstehenden eingehend geschilderten lustvollen Momente sowie Unwägbarkeiten. Das Alex neuer Freund eine 17jährige Tochter hat ist ja realistisch und in einem bestimmten Alter normal. Das Alex sie im Badezimmer ihres Lovers kennenlernt, weil die Tochter pinkeln geht, während Alex sich die Zähne putzt und dabei dann Smalltalk hält finde ich wenig realistisch - die Schilderung der entsprechenden Geräuschkulisse tat ihr übriges.VorhersehbarAbsolut vorhersehbar war genau in dem ¿Klomoment¿ schon, dass eben diese Tochter das nächste Opfer für den Killer wird. Da hätte ich mir wirklich eine andere, kreativere, Wendung erhofft. Aber abgesehen von diesem Teil der Geschichte war auchTotenmondwieder einmal sehr spannend und auch wieder mit einem leichten Hauch von Mystik versehen. Daran ist übrigens der Zusammenhang mit Südafrika durchaus auch schuld :-)NebenfigurenNebenfiguren haben es auch in diesem Band sehr schwer, sich ein bisschen mehr zu etablieren. Sie bleiben weiterhin sehr blass und wirken eher wie reine Staffage. Einzig die neue Gegenspielerin, Veronika Martens vom LKA, wird ein bisschen eingehender geschildert, allerdings ohne genauere Gründe für die Rivalität zu benennen. Aber ich denke im nächsten Band werden die Leser sicher mehr erfahren¿Mein Fazit:Totenmondist ein spannender Thriller, der trotz gelegentlicher Längen und Vorhersehbarkeiten gut zu unterhalten weiß. Die Hörbuchversion wird von Reinhard Scheunemann gelesen, der seine Arbeit so exzellent macht, dass ich auch in den etwas langatmigen Passagen nicht aufgegeben habe :-)