Der Titel Twisted Mind ist Programm und das zeigt sich schon direkt im ersten Kapitel. Ich bin völlig überrascht, wie schnell und unerwartet pikant es gleich wird. Die Szene ist skurril, doch mit so einer packenden Atmosphäre gewürzt und einer Widersprüchlichkeit, die mich total fasziniert.
Ich lerne die Studentin Ava Reed kennen, die eher introvertiert ist. Sie studiert Psychologie, was ich unglaublich interessant finde. Spannenderweise wird in Twisted Mind auch genau damit sehr viel gespielt. Nämlich mit Avas Psyche.
Plötzlich, scheinbar wie aus dem Nichts, hat sie Blackouts, bei der ihr oft mehrere Stunden fehlen. Während Ava versucht herauszufinden, wie sie dadurch in meist sehr verwegenen Ausgangslagen wieder zu klarem Bewusstsein kommt, versuche ich mir derweil einen Reim darauf zu machen und spekuliere fleißig.
Der Aufbau von Twisted Mind ist recht überschaubar in seiner Handlung, aber mit unfassbar vielen und auch raffinierten Plot-Twists versehen. Die Story selbst ist ziemlich abgedreht, aber rasant und das gefällt mir. Dass sich hier und da mal kleine Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen haben, geschenkt! Ich bin viel zu gebannt von Avas Erlebnissen und von den wirklich heißen Dark Romance Szenen.
Ava ist die Ich-Erzählerin in Twisted Mind und damit kenne ich nur ihre Sicht auf die Ereignisse. Das macht es zugleich spannend, aber mich zudem auch misstrauisch. Inwieweit kann ich ihr vertrauen?
Ihre Erzählungen werden gelegentlich durch Textnachrichten unterbrochen, die sich von dem restlichen Text hervorheben.
Richtig gut gefällt mir der Charakter von Caleb. Er ist beim FBI und Bruder von Avas Mitbewohnerin Kathy. Seine Scharfsichtigkeit ist erfrischend und er führt gekonnt vor Augen, wie problematisch Avas Erlebnisse sind. Auch wenn sie sich damit in einem gewissen Maß wohlfühlt. Besonders diese Betrachtungsweisen zu den Ereignissen machen diese Geschichte so stark.
Twisted Mind hat ein unglaublich rasantes Erzähltempo, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Ich mag die Geschichte kaum aus der Hand legen. Kann ich gerade nicht darin lesen, geistert sie durch meinen Kopf.
Je weiter die Handlung voranschreitet, umso mehr nehmen die Psychothriller-Elemente zu. Die moralische Grauzone wird immer wieder hart durchbrochen. Ähnlich wie aus einem kleinen Sturm ein Tornado werden kann, reißt mich diese Story in den Abgrund. Am Ende weiß ich selbst nicht mehr, was ich noch glauben soll. Der Schluss bleibt gewollt offen und mir schwirrt der Kopf von diesen ganzen Eindrücken.
Twisted Mind ist nichts für zarte Gemüter. Hier verschwimmen Grenzen und ein Nein ist oft kein Nein. Was ist Fantasie, was Realität? Das alles verschwimmt zu einem emotionalen Cocktail, der mich bis zur letzten Seite mitreißt.
Besonders gut finde ich das Nachwort mit einer kleinen Aufarbeitung der Ereignisse und wichtigen Hinweisen dazu. Das Buch sollte nur gelesen werden, wenn ihr emotional stabil seid und mit dem Inhalt umgehen könnt. Beachtet die Triggerwarnung zum Buch.
Fazit:
Twisted Mind verdreht meine Gehirnzellen, spielt mit meinen Emotionen und sorgt dafür, dass ich meinen Überlegungen selbst nicht mehr traue. Das hier ist ein Psychospiel vom Feinsten, mit jeder Menge moralisch verwerflichen Abgründen und ordentlich dreckigem Spice. Von mir gibt es eine dicke Leseempfehlung!