Blutnacht

Ein echter Blix-Ramm. Aber noch düsterer, spannender... Rabenschwarz ist das Lebenskapitel, das Hauptkommissar Alexander Blix in einer Gefängniszelle verbringt. Es gibt dort Feinde genug. Das sind all jene, die er selbst hinter Gitter brachte. Doch als Blix mitbekommt, dass einer seiner Widersacher bald entlassen wird und ihm vermutlich ein Killer auf den Fersen ist, beginnt die Ermittlernatur des Kommissars aufzuleben - ein schwieriges Unterfangen, wenn man selbst weggesperrt ist. Doch zusammen mit Emma Ramm, die mutig vor Ort mitten in der TäterInnenszene aktiv recherchiert, nimmt die Ermittlung des vierten gemeinsame Falls von Blix und Ramm Fahrt auf... Da verschwindet plötzlich eine Frau. Und es drängt sich ein Mordverdacht ins Blickfeld - aus früherer Zeit.Es ist kompliziert. Ramms Ermittlungen führen bis dahin zurück, als die Protagonisten eine Jugend-Freundesclique waren. Da musste etwas vorgefallen sein. Nach und nach deckt sie die Story zusammen mit Information von Blix auf, dringt mit ihren raffinierten Kontaktaufnahmen ein in die bewusst verdeckte, nebulöse Vergangenheit. Wie eine Wokenwand, die langsam von der Sonne aufgelöst wird, wird die Wahrheit sichtbar - was nicht heißt, dass damit auch potenzielle Mörder:innen entlarvt sind. Es bleibt spannend. Überraschend. Bis zum Schluss. Die Autoren Enger und Lier Horst erschaffen diesen Spannungsbogen gezielt durch Kurzkapitel, welche die unterschiedlichen Psychen und Geschichten sowohl der Ermittelnden als auch der Jugendakteure und deren Umfeld beleuchten. Zugleich wird die landschaftlich düstere Atmosphäre des Ortes eingefangen. Alles verdichtet sich. Die Ermittlungserkenntnisse, die Stimmung, die Handlung. Ein Kurzkapitel zieht das nächste, als Lesende tauche ich ab in diese düsteren Welten, ich will wissen, was da noch alles hochkommt, bleibe dran am Geschehen, das sich nicht nur in der Vergangenheit zusammenbraute - sondern sich in der Gegenwart gefährlich komprimiert. Zugleich wirft die Story ein Licht hinter die Gefängnismauern. Ja, so könnte es dort sein. Knallhart. Gefährlich. Und sie zeigt, was passieren kann, wenn Traumata nicht aufgefangen werden, wenn sie weiter im düsteren Innen toben, um eines Tages in Rache zu explodieren. Die Autoren haben das ungeschönt skizziert. Ein weiterer Blix-Ramm-Thriller mit Tiefgang - die Laudatio ergeht mit fünf Sternen an das schreibende Team Enger und Lier Horst.

Alexander Blix ist in Haft, weil er unter unklaren Umständen im Dienst jemanden getötet hat. Als (ehemaliger) Polizist hat er nicht den besten Stand. Dennoch bekommt er mit dem Mithäftling Jarl Inge, der kurz vor der Entlassung steht, etwas näheren Kontakt. Derweil recherchiert die Journalistin Emma Ramm über den Ausbruch eines in Deutschland inhaftierten Menschen, der nach seinem Ausbruch anscheinend auf dem Weg nach Norwegen ist. Offensichtlich ist sein Ziel derselbe Ort, aus dem auch Jarl Inge stammt. Kann das ein Zufall sein? Alexander Blix und Emma Ramm müssen ihre Kräfte bündeln.In diesem vierten Auftritt müssen Blix und Ramm in ungewöhnlichen Umgebungen agieren. Blix ist wegen der früheren Ereignisse in Hauft und Emma, die immer dicht dran sein will, ist für ihre Recherche aufs Land gefahren. Zum Glück hat Blix die Erlaubnis zu telefonieren, so das er sich Mit Emma austauschen kann. Wieso zieht es den Ausbrecher überhaupt nach Norwegen? Möglicherweise an einen recht abgelegenen Ort. Und was will Blix aus Jarl Inge herausholen? Überhaupt muss Blix sich mit Menschen beschäftigen, die er sonst nur von der anderen Seite des Gitters kannte. Im Zusammenhang mit dem vorherigen Band betrachtet, wirkt es so, als sei die Handlung nur deshalb so konstruiert worden, damit Blix zu dieser Zeit im Gefängnis sein kann, um für einen Ermittlungsansatz präsent zu sein. Dafür wurde ein recht hoher Preis bezahlt, der einen die Reihe doch weniger mögen lässt. Auch der Handlungsstrang um Emma könnte als hölzern empfunden werden. Es werden Gefahren heraufbeschworen, die keine sind, um dann möglicherweise echte Gefahren zu harmlos erscheinen zu lassen. Zwar wird der Fortgang der Geschichte routiniert spannend beschrieben, doch insgesamt findet man mitunter nicht den richtigen Zugang zum Geschehen. Klar gibt es Opfer, die lange Zeit unter den Folgen leiden, aber auch in Norwegen sollte es möglich sein, Hilfe zu finden, auch wenn die Familie ihren Pflichten zur Hilfeleistung nicht nachkommt. Gut sind allerdings die Irreführungen, die das Autorenduo ihren Lesern unterbreitet. Vielleicht hat die Reihe ihren Zenith ein wenig überschritten, dennoch ein fesselnder Thriller, der kurzweilige Lektüre bietet.