Klappentext der antiquierten Ausgabe von 1962:Thomas Mann erzählt von seinem Lieblingshund Bauschan, einem kurzhaarigen deutschen Hühnerhund, "wenn man - wie er bemerkt - diese Bezeichnung nicht allzu streng und strikt nehmen, sondern sie mit einem Körnchen Salz verstehen will". Er schildert seine täglichen Spaziergänge in der Umgebung seines Münchner Wohnhauses und in den Isar-Auen und beschreibt unnachahmlich und unvergessen das Benehmen des Hundes, seine Reaktionen auf die Eindrücke auf die Umwelt und das beredete Einverständnis mit seinem Herrn.Meine persönlichen Leseeindrücke Nachdem mich Kerstin Holzer mit ihrem Roman "Thomas Mann macht Ferien" bezaubern konnte, musste ich zu jener Erzählung greifen, die in diesem Roman mehrfach Erwähnung findet. Es geht dabei um eine ganz besondere Beziehung, die Thomas Mann zu seinem deutschen Hühnerhund Bauschan pflegte und die er in seiner Erzählung "Herr und Hund" niederschrieb. Hier ist ein ganz anderer Thomas Mann zu lesen, ein Herr mit Schwächen, manchem Zweifel nicht erhaben, der seine Spaziergänge mit Bauschan nahe der Münchner Residenz unternimmt. Es ist äußerst amüsant zu lesen, was die beiden während dieser Wanderungen entlang der Isar-Auen erleben, wären nicht die ab und an etwas ausufernden Beschreibung, die etwas Durchhaltevermögen fordern.Der Leser verzeihe die weitläufigen Abschweifungen ....Ja, das muss man Thomas Mann wirklich verzeihen, denn ab und an kennt der große Schriftsteller in seinen Ausmalung keine Grenzen!Unbestrittener Star der Erzählung ist Bauschan, ein sehr anhänglicher, treuer Weggefährte, zu dem Thomas Mann eine innige Beziehung aufbaut. Stets folgt Bauschan seinem Herrn auf Schritt und Tritt, hängt mit mannentreuen Augen an seiner Person, nimmt im Familienkreise seinen Platz zu Manns Füßen ein und konzentriert sich generell auf seine Gesellschaft. Er ist kein Gelehrter, kein Marktwunder, kein puddelnärrischer Aufwärter; er ist ein vitaler Jägerbursch und kein Professor.Im Hause Manns hat Bauschan seinen Platz in der Hundehütte im Garten, doch sein Leben beginnt, wenn Thomas Mann ausgeht und den Weg zum Park einschlägt, damit die Jagdvergnügen ihren Anfang nehmen dürfen. Dann stürzt Bauschan "kopfüber die Stufen hinab und tanzt unter Schleuderdrehungen, in stummer Begeisterung, vor Mann her zur Pforte, wenn der Ausgang gesichert scheint."Grandios erzählt sind die Betrachtungen des Hundes, die Beschreibung in den verschiedensten Zustandsformen, ich sehe Bauschan vor mir, wie er jagt und rennt, sich bei seinem Herrn die ihm zustehenden Streicheleinheit einfordert und die Zuneigung zu ihm bekundet.Da ist von Zuneigung, aber auch von verletztem Stolz zu lesen, von Sorgen höre ich und von Nöten, von Freuden an der Zweisamkeit, kurzum, vorgestellt wird eine durch und durch feine Freundschaft der beiden, die anmutend, liebevoll und entzückend zu lesen ist. Dabei plagt Thomas Mann wohl auch die Eifersucht und er ist leicht zu beleidigen und kann nachtragend werden. Aber was kann Bauschan dafür, dass sein Herr mit Selbstzweifeln hadert?Ab und an verliert sich Thomas Mann dann wieder in Einzelheiten. Detailverliebt beschreibt er unter anderem die Natur des Jagdreviers, die den Rahmen des kleinen Büchleins zu sprengen und den Hauptakteur in eine Nebenrolle zu zwingen droht. Doch schnell fängt er sich wieder und weiter geht es mit den Abenteuern des lebendigen und lustigen Jagdgesellen.Ich bin der Landschaft anhänglich und dankbar, darum habe ich sie beschrieben. Sie ist mein Park und meine Einsamkeit, meine Gedanken und Träume sind mit ihren Bildern vermischt und verwachsen, wie das Laub ihrer Schlingpflanzen mit dem ihrer Bäume.Was dieses kleine Büchlein so besonders macht, ist nicht nur Manns Schreibkunst, sondern seine Darbietung von Szenen und Episoden, die er versteht, anschaulich darzustellen. Das macht dem großen Meister so schnell keiner nach!Besonders hervorheben möchte ich noch die in der antiquierten Ausgabe der Fischer Bücherei von 1962 enthaltenen Zeichnungen von Gunter Böhmer. Einzelne Szenenbilder sind mit gekonnt gesetzten Strichen eingefangen und bereichern das Büchlein enorm. Ich hoffe für die interessierten Leser, dass in der neuen Ausgabe, die am 24.09.2025 als Fischer Taschenbuch erscheint, diese Zeichnungen mit übernommen werden.FazitHerr und Hund ist eine amüsante, anregende und wer mag auch sehr intime Erzählung über die Beziehung Thomas Manns zu seinem deutschen Hühnerhund Bauschan. Das Idyll zählt zweifelsfrei zu den schönsten Erzählungen, die ich gelesen habe.