"Der letzte Auftrag" ist das dritte Buch der Spionage-Trilogie, die sich der deutsch-deutschen Geschichte widmet. Die Wende-Zeit im Jahr 1989 wird in diesem Buch literarisch beleuchtet und macht Geschichte erlebbar.Die authentischen Protagonisten der ersten beiden Bände begegnen dem Leser wieder: Die ehemalige Spionin Ria, die nun in Westberlin mit dem Journalisten Jens lebt, ihre Tochter Annie, die als Kinderkrankenschwester in Ostberlin tätig ist und Annies Mitstreiter Michael, der wie sie ehemaliger Leistungssportler ist. Sie alle haben sich in ihrem Alltag eingerichtet und erleben die Bürgerrechts-Bewegung der DDR auf der jeweiligen Seite der Berliner Mauer. Die wesentlichen zeitgeschichtlichen Tatsachen des Oktobers 1989 bringt Titus Müller zur Sprache, auch wenn einige Zusammenhänge für den Roman vereinfacht wurden. Eine entsprechende Einordnung hat der Autor in einer ausführlichen Darstellung am Ende des Buches vorgenommen.Für mich stellt dieses Buch eine gelungene Zeitreise in eines der wichtigsten Jahre der deutschen Nachkriegsgeschichte dar. Die Unsicherheiten und die Gefahren des Herbstes 1989 werden spürbar. Dass das Ergebnis der friedlichen Revolution damals keinesfalls vorhersehbar war und sogar am seidenen Faden hing, wird sehr deutlich. Die Hilflosigkeit der politischen Machthaber der DDR findet ebenso Platz wie die Rolle der Kirche bei den Friedensgebeten und Demonstrationen.Titus Müller hat eine bildreiche Erzählsprache, die nicht nur Erwachsene, sondern auch ältere Jugendliche ansprechen kann.Ein wertvolles Buch für alle Lesenden - und zwar sowohl für diejenigen, die sich erinnern können als auch für eine jüngere Leserschaft.Ich gebe fünf Sterne und eine volle Leseempfehlung.