Ulrike Lynns Dichtung ist eine langsame Kunst. Die Motive, die sie in ihren Gedichten verwebt, scheinen auf den ersten Blick klar und transparent. Doch je ö fter man das vermeintlich Vertraute liest, umso vielschichtigere Assoziationen lö sen die Worte aus. Die Lektü re wird zur Meditation. Wie lose Fä den verknü pft die Autorin ihre Gedanken und mit denen der Leserin, des Lesers. So schafft sie eine Verbindung zwischen Innerem und Ä usserem, Sichtbarem und Unsichtbaren, Unverhü lltem und Bedecktem. Lynns Verse handeln immer von Begegnungen, die zwischen den Zeilen stattfinden; Figuren aus dem Neuen Testament und aus der christlichen Tradition - Maria, Lazarus oder Klara von Assisi - befragt sie danach, was sie berü hrt, wer sie berü hrt hat. Die Gedichte sind gewachsen in einer tiefen Sehnsucht, gereift durch Erfahrung und rü hren an, ohne rü hrselig zu werden. Sie sind Gebete zu einem Du, das sich jeder Festlegung entzieht.