Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frü he Neuzeit, Note: 1, 7, Rheinisch-Westfä lische Technische Hochschule Aachen (Historisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar: Propaganda zur Zeit der Kreuzzü ge (1095-ca. 1150), Sprache: Deutsch, Abstract: Als die Franken im Jahr 1096 eine groß e Invasion im Orient starteten und im Sturm viele Stä dte im islamischen Einflussbereich einnahmen, nachdem sie ein Blutbad an Muslimen und Juden angerichtet hatten, flohen viele der Ü berlebenden nach Syrien und Bagdad, wo sie den anderen Glaubensgenossen von dem Unglü ck, das den Muslimen widerfahren war, berichteten.
Am Freitag, den 22. Chaaban des Jahres 492 der Hidjra - 15. Juli 1099 - konnten sich die Kreuzfahrer, nach einer vierundvierzigtä gigen Belagerung, der Heiligen Stadt bemä chtigen.
Ohne Turban auf dem zum Zeichen der Trauer kahlgeschorenen Kopf erschien der ehrenwerte Kadi Abo-Saad al-Harawi im Diwan des Kalifen al-Moustaschir. Er wandete sich mit der Gewandtheit eines Kanzelredners an alle Anwesenden, ohne Rü cksicht auf ihren Rang: " Ihr wagt es, im Schatten einer glü cklichen Sicherheit selig dahinzuträ umen, in einem sorglosen Leben wie die Blume des Gartens, wä hrend euren Brü dern in Syrien nur noch die Kamelsä ttel oder die Mä gen der Geier als Aufenthaltsort dienen! Wie viel Blut ist dort geflossen!
Wie viele schö ne junge Mä dchen mussten vor Scham ihr Gesicht hinter den Hä nden verbergen! Nehmen die tapferen Araber diese Beleidigung einfach hin? Dulden die persischen Helden diese Entehrung?"
Diese bewegende Rede des syrischen Kadis, der die drei Wochen dauernde Reise von Damaskus nach Bagdad durch die sengende Hitze der syrischen Wü ste auf sich nahm, richtete sich in der ersten Linie an die hö chsten Wü rdenträ ger des Islam. Er forderte sie als Schutzbefohlene aller Glä ubigen auf, unverzü glich einzugreifen, um dem Gemetzel ein Ende zu bereiten und die Ehre des Islam wieder herzustellen.
Doch die durch Zersplitterung und innere Machtkä mpfe geschwä chte islamische Welt konnte die " die Herzen betrü bende " Rede des damaszenischen Kadis nur mit Schluchzen, Jammern und Klagen empfangen. Die von Resignation und Tatenlosigkeit gekennzeichnete Lage der Umma (Gemeinschaft) vor Augen erwiderte der Kadi: " Die schlechteste Waffe des Mannes ist es, Trä nen zu vergieß en, wenn die Schwerter das Feuer des Kriegs schü ren."
Die verzweifelte Reaktion der Muslimen auf die Invasionen der Kreuzfahrer und ihre missglü ckte Verteidigung des Hauses des Islam deutete auf eine tiefe Krise hin, in die die islamische Welt wegen machtpolitischer Zerwü rfnisse der Emire gestü rzt war.