Neue Sichtweisen auf den Opernkomponisten Puccini
Dass Giacomo Puccini neben seinen Opern seine gesamte Laufbahn über auch Lieder für Singstimme mit Klavierbegleitung komponiert hat, dürfte den Wenigsten bekannt sein. Genauso wie die Tatsache, dass er einige seiner berühmten Operneinfälle wie "Donna non vidi mai" (Arie des Des Grieux, "Manon Lescaut", I), "Addio dolce svegliare alla mattina" (Finalquartett aus "La bohème", III) und "Bevo al tuo fresco sorriso" (Trinklied aus "La rondine", II) direkt diesem kreativen Reservoir entnommen hat. In anderen Fällen nutzte Puccini dieses Genre, um mit Techniken und Stilen zu experimentieren, die er später in seine Opern integrierte. So zeigt sich in "Storiella d'amore" SC 40 (1883) bereits der Typus der "kleinen Frau", den dann erstmals Mimì in "La Bohème" verkörpert. In anderen Stücken wie "Terra e mare" SC 73 (1902) nähert sich Puccini der Tradition des deutschen Liedes und der französischen Mélodie. Band III/3 "Liriche per canto e pianoforte" der "Edizione Nazionale delle Opere di Giacomo Puccini", der auch bislang unbekannte Werke enthält, bietet einen Gesamtüberblick über die unterschiedlichen Facetten dieser vokalen Kammermusik Puccinis. Er ermöglicht neue Sichtweisen auf das Opernschaffen Puccinis und schärft darüber hinaus den Blick auf die Mehrdimensionalität seines Schaffens.