Claire Keegan gelingt mit "Das dritte Licht" ein literarisches Kunstwerk auf gerade einmal 100 Seiten. Die Geschichte spielt im Irland der frühen 1980er Jahre und beginnt mit einer schlichten, aber eindringlichen Szene: Ein Vater bringt seine Tochter zu entfernten Verwandten - ein Akt, der zunächst wie eine pragmatische Entscheidung wirkt, aber bald eine tiefere Bedeutung erhält.Das Mädchen findet sich bei dem kinderlosen Ehepaar John und Edna Kinsella wieder, auf einer Farm, die von Wärme, Fürsorge und einer fast magischen Ruhe erfüllt ist. Milch, Rhabarber und Zuwendung - einfache Dinge, die in ihrer Fülle und Selbstverständlichkeit eine neue Welt eröffnen. Doch über allem liegt ein stilles, trauriges Geheimnis, das die leichten Sommertage mit einer feinen Melancholie durchzieht.Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen - es war mein drittes von Claire Keegan, und erneut hat sie mich tief berührt. Ihre Sprache ist klar und poetisch, ihre Figuren lebendig und vielschichtig. Keegan versteht es meisterhaft, Atmosphäre zu schaffen: Man taucht ein in diese Welt, bleibt dort, fühlt mit - und verlässt sie verändert."Das dritte Licht" ist eine stille, aber kraftvolle Erzählung über Familie, Zuneigung und das, was zwischen den Zeilen geschieht. Ein kleines Buch mit grosser Wirkung - unbedingt lesenswert!