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Produktbild: Der Fluss und das Meer | Natascha Wodin
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Der Fluss und das Meer

Erzählungen | Von der Autorin des Bestsellers "Sie kam aus Mariupol"

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Nach den großen Romanerfolgen «Sie kam aus Mariupol» und «Nastjas Tränen» - Natascha Wodin erzählt in fünf Geschichten meisterhaft und mit großer Dringlichkeit vom Gefühl des Fremdseins im eigenen Leben und schenkt ihren Figuren eine Heimat in der Literatur.

In der Titelgeschichte zieht die Erzählerin eine Spur von Mariupol am Asowschen Meer, an dem ihre Mutter aufwuchs, bis zur Regnitz in Franken, dem Fluss, in dem diese sich das Leben nahm. Zu einer anderen Zeit in ihrem Leben verliebt sie sich in einen Fremden, mit dem sie die Magie der Musik verbindet, oder sie beobachtet eine verwahrloste Nachbarin, die ihre Umgebung wissentlich zugrunde gehen lässt. In Sri Lanka lernt sie Hunger und extremes Elend kennen, das die Welt sehenden Auges geschehen lässt, und in einer schweren existenziellen Krise zieht sie sich schließlich in eine Einsiedelei in den südpfälzischen Weinbergen zurück und ringt dort mit einer dunklen inneren Macht. Natascha Wodin führt uns auf die Nachtseite des Lebens und gibt den Außenseitern, den Einsamen und Verwundeten eine Stimme, die auch nach der Lektüre nicht verklingt.

«Natascha Wodins Bücher fragen, hinterfragen, suchen und entwickeln eine Erzählhaltung ganz eigener Art, deren Sog den Leser in den Glutkern politischer und menschlicher Abgründe führt.» Jury des Joseph-Breitbach-Preises

«Ihr Schreiben ist ein Joint Venture aus gewaltigem Schmerz und ungeheurer Kraft, von Verletzung, Lebenswillen, Angst und Wut und Dazugehörigkeitsverlangen.» Arnold Stadler

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. Dezember 2023
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
189
Autor/Autorin
Natascha Wodin
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
313 g
Größe (L/B/H)
206/128/23 mm
ISBN
9783498003760

Portrait

Natascha Wodin

Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Auf ihren 1983 erschienenen ersten Roman Die gläserne Stadt folgten zahlreiche weitere Veröffentlichungen, darunter die Romane Nachtgeschwister und Irgendwo in diesem Dunkel. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für Sie kam aus Mariupol wurden ihr der Alfred-Döblin-Preis, der Preis der Leipziger Buchmesse und der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2019 verliehen. 2022 wurde sie mit dem Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.



Pressestimmen

Da ist es wieder, das Wodin-Paradox. Denn gerade dieses unberechenbare Dunkle, das oft Quelle der schlimmsten Verzweiflung ist, diese unbekannte Dimension kann, in Literatur gefasst, ungeheuer interessant sein. Hier jedenfalls ist das so. Katharina Granzin, Frankfurter Rundschau

Es ist selbstredend kein leichtes Buch, schon gar nicht ein leichtfertiges, sondern eines, das verstört und das einem tief in die Seele stößt, was nur so wirksam gelingt, weil Natascha Wodins musikalisch dahinfließende Sprache einen wie eine Liane packt, einschnürt und nicht mehr loslässt und mit sich schleift, ohne dass es ein Entrinnen gibt. (. . .) Große Literatur, die über ihre Themen und ihre Sprache eine wunderbare Symbiose schafft. Ingo Petz, Der Standard

Ihre Literatur ist kräftig genug, eigene Wirklichkeiten zu entwerfen und dem traumatischen Erlebten damit etwas Neues, Eigenes entgegenzusetzen. Jörg Magenau, RBB Kultur

Die Sprache Wodins nimmt dem, was sie erzählt, nicht den Schrecken. Im Gegenteil: Sie macht ihn spürbar, nachvollziehbar. Und gleichzeitig spendet ihre Kunst den so nötigen Trost. Frauke Böger, Der Spiegel

Eine bildhafte Sprache und die Kraft, unmittelbar zu berühren. Nürnberger Nachrichten

Natascha Wodin erweist sich auch in ihrem neuen, autobiografisch grundierten Erzählband als literarische Chronistin voller Genauigkeit und Empathie. Wie gut und ermutigend, dass es Natascha Wodin und ihre Bücher gibt! Marko Martin, Welt am Sonntag

Fünf Erzählungen enthält das neue Buch von Natascha Wodin, sie stammen aus unterschiedlichen Zeiten. Jetzt zeigen sie - in überarbeiteter Form - das große Können der Autorin (. . .) wie meisterhaft Natascha Wodin psychologische Situationen beschreiben kann. Eva Pfister, Lesart

Besprechung vom 20.01.2024

Es werden wieder Katzen und Hunde gegessen
Das zentrale Motiv ist eine durch nichts aus der Welt zu schaffende Angst: Natascha Wodins Erzählband "Der Fluss und das Meer"

Überschaubare vierundsechzig Kilometer lang ist die Regnitz. Sie fließt von Fürth nach Bamberg, um dort in den Main zu münden. Stark gefährdeten Fischarten bietet sie eine Heimat: Der Waller schwimmt in ihren Wassern, die Barbe und sogar die Nase (aus der Familie der Karpfenfische). An den Ufern kann man Knäk- und Pfeifenten beobachten. Und bei Bruck tut ein altes Wasserschöpfrad seinen Dienst.

In diesem fränkischen Idyll ertränkte sich 1956 die Mutter von Natascha Wodin. Unter Stalin wegen ihrer adeligen Herkunft verfolgt, von den Nazis zur Zwangsarbeit verschleppt, Displaced Person in der Nachkriegszeit und als eine jener "Bestien aus dem Osten" von den guten Deutschen auch nach dem Krieg fortwährend angefeindet, nahm sie sich das Leben, als ihre Tochter zehn Jahre alt war (oder elf, die Angaben weichen voneinander ab).

In "Der Fluss und das Meer", dem titelgebenden, zuerst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abgedruckten Text von Wodins neuem Erzählband, stellt sich die Autorin vor, dass ihre Mutter, auch wenn deren Leiche aus dem Fluss gefischt wurde, über die Regnitz, den Main und den Main-Donau-Kanal in Spurenelementen doch wieder zurückgekehrt ist in ihre Heimat, ans Asowsche Meer, nach Mariupol.

Keine wirklich tröstliche Vorstellung, denn die Stadt ist heute zerstört durch "die Bomben eines wahnsinnigen russischen Hegemons. Es ist wie ein dritter Mordversuch an meiner Mutter. Sie kennt das vom Krieg verheerte Mariupol: die Steinhaufen der zertrümmerten Häuser in den Straßen, die leise brennenden Möbel in den Häusern mit den abgerissenen Fassaden, das ständige Sirenengeheul. Kein Trinkwasser, kein Strom, keine Nahrungsmittel. Es werden wieder Katzen und Hunde gegessen. Die verwaisten, ausgehungerten Hunde fressen unterdessen die Menschenleichen an, die in den Straßen liegen. Zum Glück muss sie das alles nicht noch einmal erleben. Die Geschichte wiederholt sich, sie bewegt sich nicht linear, sondern dreht sich im Kreis."

Das gilt auch, so Natascha Wodin jüngst in einem langen biographischen Gespräch für die Zeitschrift "Sinn und Form", für das Bild der Russen als "Bestien aus dem Osten". Bei allem Verständnis für den Freiheitswillen der Ukraine (wenngleich sie Waffenlieferungen skeptisch sieht), beklagt Wodin den Russenhass, der aus der Ukraine zu uns, so meint sie, herüberschwappe: "In Wahrheit fühle ich mich jetzt in Deutschland immer weniger zu Hause - ein bitteres Ende meiner Geschichte in diesem Land."

So beginnt "Der Fluss und das Meer" mit einer in vielerlei Hinsicht bitteren, aktuellen Note. Die folgenden Erzählungen wurden ebenfalls früher zuvor veröffentlicht und reichen weit zurück in die Geschichte der Bundesrepublik. In "Nachbarinnen" erzählt Wodin von den Sechzigerjahren, als ihr Alter Ego alles daransetzt, das Schandmal der Herkunft vergessen zu machen, und das neue Reihenhaus-Glück (im wirklichen Leben mit einem NPD-Funktionär) durch eine verwahrloste Nachbarin gefährdet sieht.

Chronologisch fortschreitend geht es in "Notturno" um die Liebe zu einem im psychiatrischen System gefangenen Musikliebhaber und zugleich um die eigene, pathologische Züge tragende Obsession des Schreibens.

In "Das Singen der Fische", der zentralen und längsten Erzählung des Bandes, bilden wieder ein anderer Mann und ein gänzlich anderes Umfeld, die linke WG-Kultur Münchens der Siebzigerjahre, den Ausgangspunkt. Mit diesem Mann und seiner Schwester reist die Erzählerin nach Sri Lanka in die vermeintliche große Freiheit: "Mein Deutschland war nie das ihre gewesen, sie rebellierten gegen Verhältnisse, die ich nicht kannte, gegen Täter-Eltern, die nicht die meinen waren, gegen Wohlstandseltern, die ich nie gehabt hatte. Ich wollte so sein wie sie, ich wollte dazugehören, aber ich konnte nicht zu etwas gehören, das ich in seinem Wesen weder kannte noch verstand. Ich gehörte zu gar nichts. Weder zu Deutschland noch zu Russland oder zur Ukraine und immer weniger auch zu mir selbst. Ich gehörte zu Sri Lanka. Hier war ich in meiner eigenen inneren Wildnis angekommen, in genau jener Fremde, in der ich immer schon war."

Den Ton dieser Erzählungen kennt man in Wodins Romanen: Durch die scheinbare Kunstlosigkeit wird sogleich ein Vertrauensverhältnis zwischen Erzählerin und Leser hergestellt. Nähe und Distanz tariert Wodin dabei genau aus: Man erfährt von den prägenden Gewalterfahrungen, den Traumata, Obsessionen und Zwangsvorstellungen auf eine so sachliche, zuweilen fast lapidare Art, dass man nie das Gefühl hat, einer Beichte, einer unangenehmen Offenbarung beizuwohnen. Das zentrale Motiv dieser Texte aber ist die Angst. Die namenlose Angst, die Angst, die allem innewohnt, das grundlegende Gefühl, der Welt und den Menschen fremd zu sein.

Diese Angst erfährt in der abschließenden Erzählung "Les Sables-d'Olonne" eine Analyse, wie nur die Literatur in der Lage ist sie zu vorzunehmen: "Durch nichts, was ich in einem Jahrzehnt unternommen habe, konnte ich dem Unerklärlichen auf die Spur kommen. In einer Psychotherapie habe ich jahrelang meine Kindheit seziert, ich habe mehrere Kilo psychologischer Bücher gelesen und viel über mich gelernt, ich habe es mit der Philosophie versucht, mit der Theologie, mit Gestalttherapie, mit Biodynamik, mit Yoga, mit Meditation, mit Psychopharmaka, ich habe es mit Gott und mit dem Teufel versucht, aber die Angst lachte." TOBIAS LEHMKUHL

Natascha Wodin: "Der Fluss und das Meer". Erzählungen.

Rowohlt Verlag, Hamburg 2023. 192 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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Fünf eindringliche Abwandlungen eines Themas. Düster und bedrückend, manchmal auch etwas deprimierend. Vor allem sprachlich eindrucksvoll.
Von Kaffeeelse am 15.03.2024

Dunkel und Hell

Der Fluss und das Meer. Mein erstes Buch von Natascha Wodin. Und sicher nicht mein letztes. Denn hier habe ich wieder eine Autorin kennengelernt, die mich fasziniert. Erzählungen. Eigentlich nicht so mein Ding. Aber hier sind sie mit einer Intensität geschrieben, die mich schier umhaut. Und nicht nur intensiv sind die Erzählungen. Nein, dazu sind sie noch dunkel, sie sind düster, sie drücken die Leserschaft. Und wer mich kennt weiß, dies ist genau meins. "Der Fluss und das Meer" ist eines meiner Jahreshighlights von 2024, ein wunderbares Buch! Und Natascha Wodin rückt auf meiner Wahrnehmung mehr in den Fokus. Ich habe noch Literatur von ihr. Ungelesen. Ich hoffe dies ändert sich demnächst, ich hoffe ich finde Zeit für den SuB. Was aber schwierig werden wird. Denn es gibt so viele gute neue Bücher. Diese fünf Erzählungen in "Der Fluss und das Meer" schildern das Dunkle in uns, schildern Traumata und dunkle Wünsche, zeigen Ängste, zeigen die Menschen in ihrem Egoismus, Egoismus in den heimischen Gefilden und auch in der Fremde, aber sie zeugen auch von der Liebe, von dem Schönen in uns. Auch wenn dieses Schöne manchmal schwer zu bewahren ist, was wir alle wissen. Und manchmal schafft man es eben auch nicht andere vor ihren Dämonen zu beschützen. Denn diese Anderen müssen sich auch beschützen lassen wollen. Genau wie man selbst in sich nach den hellen Momenten suchen muss. Was der Erzählstimme irgendwie gelingt. Nicht perfekt. Aber man sieht den Willen. Und dies kann man ja als einen Hoffnungsstreifen am Horizont verstehen. Wenn man dies denn will. Eindringlich, düster, machtvoll. Kein einfaches Buch. Sprachlich wunderschön. Zum Genießen. Zum Sinnieren. Aber halt auch sehr dunkel und auch unheilvoll. Aber dieses Unheilvolle in der Stimmung des Buches hat seine Gründe. Da dieses Unheilvolle aber mit einer kleinen Prise Morgenröte gewürzt ist, erhellt sich das Dunkle auch. Ganz leise schimmernd. Muss man mögen. Wie ich dies nun mal tue. Ein Lesehighlight für mich in diesem noch jungen Lesejahr 2024!
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