Ob das nun wirklich Schwestern sind, das ist nicht ganz so einfach zu klären ob der "zeitlichen" Verschiebungen in diesem neuen Thriller um den geheimnisvollen, überaus rationalen und ohne Rücksicht auf den eigenen Leib und das eigene Leben vorgehenden Aloysius Pendergast. Denn die vertrauten Charaktere (und einige mehr) haben sich inzwischen in der Vergangenheit versammelt. Oder besser, in einem Paralleluniversum New Yorks im Jahre 1880. Das so parallel gar nicht wirkt. Bis auf diesen vermaledeiten Turm, den D?Agosta nun wirklich nicht wiederkennt. "Alles um ihn begann sich zu drehen, und D?Agosta spürte, wie er auf der Schwelle zusammenbrach". Die Ereignisse lassen so von Beginn an wenig Zeit, sich mit Sightseeing zu beschäftigen. Denn zu einer Zeit, bevor ein Mann wie Dr. Leng ( ein Vorfahr der Pendergast-Brüder) jene Erkenntnisse besitzt, die er in der Gegenwart besessen hat, zu einer Zeit, in der Constanze Greene sich bereits ein "zweites Leben" zu jener Zeit vor Ort aufgebaut hat. Nur als Instrument, um sich selbst (in einer jüngeren Version) und natürlich ihre Schwester vor dem ermordet werden zu bewahren, überschlagen sich bald die Ereignisse. Leng ist gefährlich. Klug. Immer einige Schritte voraus. Und steht bei Weitem nicht alleine, sondern hat eine handverlesene Schar von Gehilfen, die einen klug und hartnäckig im Spuren verfolgen, die anderen ohne jede Zurückhaltung, was das Überführen von Menschen vom Leben in den Tod angeht. Wie auch Pendergast betrüblich erleben wird, als er aber auch nur meint, sich überraschend und unentdeckt an eines der Verstecke des mörderischen Arztes heranschleichen zu können. Während D?Agosta auch nur eine kurze Zeit glaubt, mit dem kleinen Leo abseits am Rande der Geschehnisse ein gutes Versteck gefunden zu haben. Bis da ein Kopf auf dem Boden rollen wird und ein beinharter, ehemaliger Ermittler in Diensten Lengs ihm deutlich die unangenehmen Seiten eines Verhörs vor Augen führen wird. Während Constanze sich lange Zeit geschickter anstellen wird, gar eine erfolgreiche Vergiftung meint, durchgeführt zu haben. Denn die Zeit drängt, da sie die Formel des geheimnisvollen Elixiers zu einem "langdauernden Leben", ein Elixier, das nicht nur sie und Pendergast, vor allem aber die beiden schon lange Zeit zu nutzen verstanden. Doch sollte Leng die Formel umsetzten, sollten seine Versuche an jungen Frauen, die keiner vermisst, wenn sie in seinen Kellern verschwinden erfolgreich sein, dann wäre der Mann kaum mehr aufzuhalten. Der heimliche Star dieses Bandes der Reihe ist aber weder Leng noch Aloysius Pendergat noch Constanze, auch wenn diese alle eine gewichtige Rolle spielen. So richtig in Schwung kommt das Geschehen durch Diogenes, Pendergast moralisch missratenem Bruder. Der nicht nur sein Wissen aus der Zukunft umgehend nutzt, ein Vermögen 1880 in wenigen Tagen anzuhäufen und sämtliche Vergnügungen der Zeit voller Inbrunst genießt, sondern der mit einem Eispickel bestens umzugehen versteht, keine Skrupel kennt und all seine Fähigkeiten überaus gewinnbringend gegen Leng ins Feld führen wird. Mit dem hohen Vorteil auf seiner Seite, dass Leng nicht weiß, wer er ist und dass er überhaupt mit in diese Zeit gelangt ist. Rasant, mit gut getimter Action an den genau richtigen Stellen in den temporeichen Ereignissen, von "Unterwelt-Tsunamis" über ein ganzes Meer von Ratten bis hin zu knisternder Spannung, wenn Constanze sich heimlich in der Höhle des Löwen bewegt und anschleicht, bietet auch dieser Band souveräne und beste Unterhaltung.