düster, faszinierend, überraschend
Es ist eine Geschichte über Freiheit, Abhängigkeit und den Preis der Unsterblichkeit.
Mit "Bury Our Bones in the Midnight Soil: Liebe stirbt zuletzt" liefert V. E. Schwab einen Vampirroman, der sich nicht in romantischen Klischees verliert, sondern die dunkle Seite des Unsterblichseins schonungslos beleuchtet. Drei Frauen, drei Jahrhunderte und ein unsichtbares Band aus Blut verweben sich hier zu einer epischen, vielschichtigen Geschichte.Im Jahr 1511 begegnen wir Maria, die sich aus einer unglücklichen Ehe befreien will und in der Begegnung mit einer geheimnisvollen Witwe eine verhängnisvolle Chance auf Freiheit sieht. Aus ihr wird Sabine, eine skrupellose Vampirin, die sich nimmt, was sie will, und auf ihrem Weg eine blutige Spur hinterlässt.Ganz anders Charlotte, die 1827 in London lebt. Sie wirkt schüchtern und verletzlich, will aber nicht in die Ehe gedrängt werden und sucht nach einem anderen, eigenen Weg. Ihre Bekanntschaft mit einer verführerischen Adligen verändert alles und zieht sie in eine Jahrhunderte währende, toxische Beziehung, aus der es kaum ein Entkommen gibt.Und schliesslich ist da Alice, die 2019 nach einer Partynacht mit einem Biss am Hals erwacht. Plötzlich wird sie mit einer Realität konfrontiert, in der Blutdurst und Unsterblichkeit ihr neues Dasein bestimmen.Besonders beeindruckend ist, wie Schwab die Atmosphäre der verschiedenen Epochen einfängt. Von spanischen Dörfern der Renaissance über opulente Maskenbälle in Venedig bis zu den Salons Londons, jedes Setting wirkt lebendig und detailreich. Der Kontrast zu Alices moderner Gegenwart macht die Vielschichtigkeit des Romans spürbar.Die drei Protagonistinnen könnten kaum unterschiedlicher sein, und gerade das macht den Reiz aus. Sabine fasziniert durch ihre Kompromisslosigkeit, Charlotte berührt durch ihre Verletzlichkeit, und Alice bringt eine frische, manchmal naive, aber wichtige Gegenwartsstimme in die Handlung. Nicht jede Perspektive konnte mich gleichermassen fesseln, doch am Ende fügen sich alle Stränge zu einem Finale zusammen, das unerwartet, intensiv und absolut konsequent ist.V. E. Schwabs Schreibstil ist poetisch, atmosphärisch und bildgewaltig. Zwar schleichen sich im Mittelteil ein paar Längen ein, doch insgesamt liest sich der Roman trotz seiner epischen Breite flüssig und mitreissend. Besonders gelungen ist die Darstellung der Vampire. Sie sind düster, grausam und verführerisch, weit entfernt von jeder Glitzerromantik.Fazit:düster, faszinierend, überraschend"Bury Our Bones in the Midnight Soil" ist ein Roman, der nicht einfach unterhält, sondern nachhallt. Es ist eine Geschichte über Freiheit, Abhängigkeit und den Preis der Unsterblichkeit. V. E. Schwab konnte mich mit den Lebensgeschichten dreier Frauen und ihrem eindrücklichen Schreibstil überzeugen. (4.5 Sterne)