Zoe Kyriakidis ist die Tochter eines renommierten MIT-Physikers und studiert Chemie in Harvard. Trotz ihrer Intelligenz und wissenschaftlichen Begabung steht steht sie als Mädchen von jeher im Schatten ihres älteren Bruders Alex.
In Harvard trifft sie auf den Studenten Jack Leah, der aus ärmlichen Verhältnissen aus dem ländlichen Maine stammt. Er hat einen Platz in einem Labor und widmet sich mehr der Forschung als dem Studium.
Zusammen entwickeln sie eine brillante Idee Zoes weiter, die einen Ansatz gefunden hat, um die Alterung von Zellen zu stoppen.
Schon bald finden sie Unterstützer und Investoren und gründen ihr eigenes Startup. Während Jack die Leitung des Labors übernimmt, steht Zoe in der Öffentlichkeit, um ihre Theorie zu vermarkten und die Entwicklung eines Heilmittels gegen das Altern anzukündigen. Eine Anziehung zwischen den beiden ist von Anbeginn vorhanden und während ihres wissenschaftlichen Höhenflugs werden sie ein Paar. Doch ihr Erfolg ist nicht von Dauer und nach einem enttäuschenden Vertrauensbruchs von Jack trennen sich ihre Wege.
"Das Gefühl von Unendlichkeit" ist kein leicht zugänglicher Roman, denn er ist voller Begriffe aus der Altersforschung, Techbranche und der Start-up-Gründerszene. Die detaillierten Ausführungen zur wissenschaftlichen Analyse und die anschauliche Beschreibung des Lebens auf dem Campus in Harvard machen die Geschichte der Autorin, die selbst dort studiert hat, sehr authentisch.
Beide Hauptfiguren sind unterschiedlich, stammen aus verschiedenen sozialen Milieus und haben mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Zoe muss sich als Frau in MINT ständig beweisen, möchte nicht nur das schöne Gesicht eines Unternehmens sein, sondern als Wissenschaftlerin anerkannt werden und auch von ihrer Familie als solche gesehen werden. Jack möchte sich selbst und anderen beweisen, dass auch ein Junge, der in einer Umgebung aus Armut und Gewalt aufgewachsen ist, es zu etwas bringen und Großes bewirken kann.
Die Geschichte ist vielschichtig und zeigt ein Paar zwischen romantischer Anziehung, wissenschaftlichem Ehrgeiz und dem Reiz der Unsterblichkeit.
Erscheint der Roman in der ersten Hälfte etwas sprunghaft, sorgt der spätere Perspektivwechsel aus der Sicht von Jack dafür, dass Erzähllücken geschlossen werden, ohne dass sich Teile der Handlung wiederholen.
Die Liebesgeschichte bleibt hintergründig, während Fragen von Ethik und Moral, der Druck zu reüssieren und der schmale Grat zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und finanziellem Erfolg in den Vordergrund treten.
Die Erzählweise ist abwechslungsreich, wissenschaftlich fundiert und weckt durch die intensive Charakterzeichnung, der Weiterentwicklung der Hauptfiguren und dem bitteren Scheitern ihres Traums Emotionen.