Kaum ein Autor versteht es so gut wie Michael Ende, mit wenigen Worten kleine Köpfe in ein riesiges Gedankenkarussell zu setzen. Der Teddy und die Tiere ist genau so ein Buch und ich bin ehrlich, ich hatte beim Vorlesen fast so viel Spaß wie mein Neffe beim Zuhören. Washable, der alte Teddy, wirkt auf den ersten Blick wie der typische abgeliebte Spielkamerad, der seine besten Zeiten hinter sich hat. Doch wenn man ihm eine Stimme gibt, spürt man sofort: Da steckt mehr drin.
Die Geschichte nimmt einen mit auf eine philosophische Reise, die schon für Kinder ab 4 Jahren verständlich und gleichzeitig für Erwachsene herrlich augenzwinkernd ist. Washable will unbedingt herausfinden, wozu er gut ist und das klingt erstmal ziemlich banal. Aber während er von Tier zu Tier stapft und Antworten sucht, kommt man als Vorleser unweigerlich ins Grübeln. Wer bin ich eigentlich? Was ist mein Zweck? Und warum glaubt eigentlich eine Fliege, dass sie der Chef im Ring ist?
Mein Neffe hing jedenfalls mit leuchtenden Augen an jeder Seite. Besonders die frechen Dialoge mit der Fliege haben ihn in schallendes Gelächter versetzt. Für mich wiederum waren es die Illustrationen von Julia Nüsch, die das Ganze perfekt abrunden. Modern, frisch, mit einem leichten Retro-Flair genau der richtige Look, um Endes Worte wieder zum Leuchten zu bringen.
Am Ende bleibt ein wohliges Gefühl: Trost, Humor und ein kleines bisschen Philosophie, verpackt in einer scheinbar simplen Bilderbuchgeschichte. Washable beweist, dass man nie zu alt, zu abgeschabt oder zu übersehen ist, um eine Rolle zu spielen. Und das ist nicht nur eine schöne Botschaft für Kinder, sondern auch ein kluger Wink an alle Erwachsenen.
Fazit: ein zeitloses Bilderbuch, das auf der Couch ebenso funktioniert wie als kleines Abendritual. Fünf Sterne, ohne Diskussion Washable hat sie verdient.