Der Prolog fesselt mich sofort und ich verspüre großes Mitleid mit dem Opfer. Wer die Frau ist, die hier Qualen leiden muss, offenbart sich mir nicht. Ich kann aber ihre Verzweiflung spüren und ihre Emotionen berühren mich. So bin ich erleichtert, als ich im ersten Kapitel Sophie Kaiser und ihren Kollegen Leonhard Michels wiedertreffe.
Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer ist ohne Vorkenntnisse zu den vorherigen Bänden problemlos lesbar. Wichtige Details wie Sophies Eigenheiten werden im Kontext erklärt und es wird auch gut dargestellt, wie das Team um Sophie und Leonhard zusammengewachsen ist. Da sie dieses Mal in Bremen ermitteln, werden in Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer mehrere neue Charaktere eingeführt. Das zeigt gleichzeitig auch eindrucksvoll, dass Fallanalytiker bundesweit operieren.
Die Nebenfiguren tragen auf ihre Weise zur Handlung bei und bereichern diese. Zudem wird hier auch deutlich, dass Fallanalytiker regelmäßig mit neuen Kollegen zusammenarbeiten müssen und nur gemeinschaftlich auf das Ziel, den Täter zu stellen, hingearbeitet werden kann. Andere Charaktere sind funktional angelegt und notwendig, um die Geschichte in die entsprechende Richtung zu entwickeln.
Am jeweiligen Kapitelanfang stehen immer der Ort und das Datum, an denen die Ereignisse stattfinden, sowie passend zum Kapitel ein ausformulierter Leitsatz der Figur, die ich gerade begleiten darf.
Der aktuelle Fall wird aus verschiedenen Perspektiven mithilfe des personalen Erzählers beleuchtet. So darf ich neben BKA-Fallanalytikerin Sophie Kaiser und ihrem Kollegen Leonhard Michels auch einen Journalisten sowie den Täter begleiten. Durch die mehrschichtigen Einblicke wird der Ermittlungsprozess unglaublich spannend und komplex. Ich kann Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer von allen Standpunkten beleuchten. Interessant ist hier, dass die Sicht des Mörders optisch durch kursive Schrift hervorgehoben wird, da er selbst keine eigenen Kapitel erhält.
Der Schreibstil ist oftmals analytisch und funktional, schafft es aber durchgängig flüssig lesbar zu sein und eine direkte Sogwirkung zu entwickeln. Die Geschehnisse lassen sich flott lesen und ich bin dankbar, dass die Taten des Täters sachlich ausformuliert sind, ohne zu sehr ins Details zugehen. So bleibt eine gewisse Distanz, doch die Grausamkeiten werden nicht gemindert. Stattdessen treten sie klar und scharf hervor.
Zudem zeichnen sich die Kapitel durch die Denkweise des entsprechenden Protagonisten aus. So sind Sophies Gedankengänge oft sehr rational und berechnend. Dies entspricht ihrem Charakter, denn Sophie geht viele Wahrscheinlichkeiten durch. Ihre Distanziertheit und Sachlichkeit tragen maßgeblich zu der aufwendigen Ermittlungsarbeit bei.
Sophies Gedankengänge finde ich unglaublich spannend, aber mit Leonhard gelingt es mir auch emotional an ihren Ermittlungen teilzunehmen. Denn Leonhard ist impulsiver und gefühlsbetonter. Sein intuitives Handeln steht im Gegensatz zu Sophies analytischem Vorgehen, wodurch sie sich wiederum ergänzen.
Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer besticht durch seine hohe Informationsdichte, die mir einen direkten Blick auf polizeiliche Ermittlungsstrukturen gewährt. So wird die Arbeit der Fallanalysten flüssig und interessant in die Geschichte eingebettet, ohne diese schwergängig zu machen. Besonders fasziniert mich auch die Polizeisprache, was zusätzlich Sachlichkeit und Authentizität bringt.
Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer setzt weniger auf Action, dafür auf viel Intelligenz. So ist der Spannungsaufbau kontrolliert, aber packend.
Im Kopf des Bösen Der Happy Face Killer überzeugt mich durch seine Detailliertheit und die psychologische Betrachtungsweise der Verbrechen. Die Atmosphäre ist stets realistisch, mitunter sehr bedrückend und sie vermag es, mich durchgängig zu berühren.
Die Entwicklungen sind teilweise unvorhersehbar und werden mit fesselnden Wendungen gespickt. Manches reime ich mir im Vorfeld halbwegs richtig zusammen. Wer sich mit True-Crime auskennt, wird wissen, wie der echte Happy Face Killer zu Werke ging. Hier bleibt der Thriller nah an der Wirklichkeit, projiziert jedoch die Details nach Deutschland und ins aktuelle Zeitgeschehen. Gut finde ich, dass das Autorenduo am Ende des Buches auch genau darauf eingeht.
Die Auflösung ist überzeugend und beantwortet alle meine Fragen vollständig.
Fazit:
Ein Thriller, der mich hinter die Kulissen von Fallanalytikern und einem Täter blicken lässt. Hier gelingt es durch eine interessante Mischung aus hoher Informationsdichte, psychologischer Herangehensweise und authentischem Verbrechen leicht und packend zu unterhalten.