Ein Dorf irgendwo in Irland, ein kleines Haus, vier Generationen Frauen, die sich mit Stolz, Zorn und Liebe durchs Leben kämpfen so leise und doch so eindringlich erzählt Donal Ryan in Die Königin von Dirt Island von Stärke, Verlust und dem unausweichlichen Kreislauf der Familie.
Von der ersten Seite an war ich gefangen in dieser eigenwilligen Mischung aus poetischer Zartheit und rauem Realismus. Die Sprache schimmert in kurzen, fast rhythmischen Kapiteln, jedes wie ein Atemzug, und doch bleibt sie fest verwurzelt im Alltag. Eileen, die Mutter, trägt ihre Welt auf den Schultern trotzig, stolz, verletzlich. Ihre Tochter Saoirse wächst in dieser Schwere auf, kämpft um Freiheit und Liebe und erkennt viel zu spät, wie sehr sie ihrer Mutter gleicht.
Ich habe beim Lesen oft innegehalten, weil einzelne Sätze so tief trafen. Diese Frauen weinen nicht über ihr Schicksal sie leben es, mit einer stoischen Würde, die still bewundert werden will. Es sind nicht die großen Dramen, sondern die leisen Momente, die dieses Buch so besonders machen.
Donal Ryan schreibt über Frauen, als würde er sie seit Jahrhunderten kennen. Über Mütter und Töchter, deren Liebe manchmal weh tut, aber immer bleibt. Die Königin von Dirt Island ist kein Buch, das laut glänzt es leuchtet leise, lange nach dem letzten Satz.