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Die Ausweichschule

Roman | Vom Gewinner des LitCologne-Debütpreises 2024: Die Vermessung des Unfassbaren

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220 Lesepunkte
Buch (gebunden)
22,00 €inkl. Mwst.
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Die Vermessung des Unsagbaren

Am letzten Tag der Abiturprüfungen im Jahr 2002 fallen Schüsse im Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Unser Erzähler erlebt diesen Tag als Elfjähriger, wird mit seinen Mitschülern evakuiert und registriert in den folgenden Wochen die Hilflosigkeit der Erwachsenen im Angesicht dieser Tat. Mehr als zwanzig Jahre später bricht das Ereignis völlig unerwartet erneut in sein Leben ein und löst eine obsessive Beschäftigung mit dem Sujet aus, die in ein Romanprojekt resultieren soll. Aber warum nach so vielen Jahren alte Wunden aufreißen? Hat er ein Recht dazu? Wie verhält es sich mit seinen Erinnerungen, welche Geschichten hat er so häufig erzählt, dass sie wahr wurden?

Kaleb Erdmanns Roman Die Ausweichschule ist ein gekonntes Spiel mit Perspektiven, ein Stück Autofiktion, das gleichermaßen publikumskritisch (wie voyeuristisch ist unser Interesse an der Aufarbeitung von Gewalttaten?) wie autokritisch ist (was gibt mir das Recht, über diesen Tag zu schreiben?). Ein pointierter, persönlicher, erschütternder Text über ein Phänomen, das uns weltweit umtreibt.

»Wie sich Kaleb Erdmann dem Erfurter Amoklauf literarisch annähert ist ein Kunststück - er findet Worte für das Unsagbare und lässt einen wortlos zurück. Das Traurigste, Lustigste und Beste, was ich seit langem gelesen habe. « Caroline Wahl

Produktdetails

Erscheinungsdatum
31. Juli 2025
Sprache
deutsch
Untertitel
Roman | Vom Gewinner des LitCologne-Debütpreises 2024: Die Vermessung des Unfassbaren. Auflage.
Auflage
Auflage
Seitenanzahl
298
Autor/Autorin
Kaleb Erdmann
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
370 g
Größe (L/B/H)
208/128/31 mm
ISBN
9783988160225

Portrait

Kaleb Erdmann

Kaleb Erdmann, Jahrgang 1991, studierte Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, sowie Soziologie und Politische Theorie in München und Frankfurt am Main. Er war Finalist des open mike, wurde für sein Theaterstück Unten für den Retzhofer Dramapreis nominiert und war als Autor und Redakteur Teil verschiedener Fernseh- und Unterhaltungsformate. Sein erster Roman wir sind pioniere wurde mit dem Debütpreis der LitCologne ausgezeichnet. Zuletzt schrieb er für das Berliner Ensemble das Stück Always Carrey On. Kaleb Erdmann lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Pressestimmen

»Es ist kein düsterer Roman geworden. Es ist ein kluger und eindringlicher Text, dem es gelingt, über das eigentlich Unbeschreibliche zu schreiben. « Hans-Michael Marten, MDR Artour

» Die Ausweichschule ist ein wenig Pitival, noch mehr André Gide, lediglich zu einem Mü Joachim Meyerhoff und in dieser Konstellation das bislang beste literarische Mashup dieses Bücher-Herbstes« Jan Drees, Deutschlandfunk

»Entstanden ist [. . .] ein zutiefst bewegender Roman. « Romy Gehrke, MDR Thüringen Journal

»Wie also umgehen mit dem Trauma? Den Roman bewegt, welchen Zugang wir zu unseren eigenen Verletzungen haben. « Gerrit ter Horst, Der Tagesspiegel

»Der Spagat zwischen Ernst und Leichtigkeit [. . .] ist Kaleb Erdmann eindeutig gelungen. « Katharina Mild, Radio Bremen Zwei

»Der Autor Kaleb Erdmann findet eine Art über diese Tat, ihren Folgen und ihren Umgang, [. . .] die berührt und zum Nachdenken anregt. « Sofie Czilwik, rbb radio3

»Wie der Amoklauf von Erfurt bis heute nachwirkt beschreibt Die Ausweichschule in jedem Fall mit beeindruckender Behutsamkeit. « Kais Harrabi, MDR

»So erzählt dieser faszinierende Roman von einem letztlich gescheiterten Projekt eines Schriftstellers, das seine Höllenfenster geöffnet hat [. . .]« Sandra Kegel, FAZ

Besprechung vom 21.07.2025

Die Schule, das Trauma und der Text

In Kaleb Erdmanns "Die Ausweichschule" ringt ein Autor mit seinem Stoff. Der Erzähler hat als Elfjähriger den Amoklauf von Erfurt überlebt. Das fesselnde Hörbuch fragt, wie man über das Böse schreiben kann.

Immer wieder greift der Ich-Erzähler zu Emmanuel Carrères "Der Widersacher". Er ist ein Fan des französischen Autors, hat jedes Interview mit ihm gelesen und kennt alle Details. Wie sich dessen frühe Romane gnadenlos auf ein schreckliches Finale zubewegen und warum Carrère in seinem Buch über den Hochstapler Jean-Claude Romand erstmals eine wahre Geschichte behandelt. Der Franzose hatte Freunde und Familie jahrelang getäuscht, indem er vorgab, bei der WHO in Genf zu arbeiten, während er in Wahrheit ein Lügengebäude errichtet hatte. Als alles aufzufliegen drohte, erschlug Romand zuerst seine Frau, tötete tags darauf seine Kinder und am dritten Tag seine Eltern. Die Weltöffentlichkeit rieb sich damals die Augen ob der Monstrosität dieses Verbrechens. Carrère aber suchte den Kontakt zum Täter im Gefängnis, um über ihn zu schreiben. Doch es gelang ihm nicht, bis er schließlich aufgab. Er verfasste eine Notiz über sein Scheitern, die immer länger wurde, bis er begriff, dass dies sein Buch werden würde. Ein Text über Carrères Konflikt mit sich und seiner Scham, von dieser bestialischen Tat fasziniert zu sein.

Dass Kaleb Erdmann in seinem zweiten Roman "Die Ausweichschule", der am 31. Juli als Buch und Hörbuch erscheint, immer wieder auf Carrère zu sprechen kommt, wie auch auf andere Autoren, die sich mit Gewalt beschäftigt haben - Ines Geipel, Herta Müller, Leïla Slimani und einen namenlosen Dramatiker -, verdankt sich der faszinierenden Machart dieses Metaromans. Denn auch Erdmanns Erzähler ist ein Autor, der wie Carrère mit seinem Stoff ringt. Dieser Stoff ist jedoch nicht angeeignet, sondern wurde vor mehr als zwanzig Jahren von ihm selbst durchlebt. Als Fünftklässler hat er am Erfurter Gutenberg-Gymnasium das Attentat von Robert Steinhäuser überlebt.

Der von der Schule verwiesene Abiturient war im April 2002 in seine ehemalige Schule eingedrungen, hatte 71 Schüsse abgefeuert und 16 Menschen ermordet, ehe er im Treppenhaus von seinem ehemaligen Geschichtslehrer aufgehalten wurde, der ihn aufforderte, ihm beim Töten in die Augen zu schauen, woraufhin Steinhäuser entgegnete "Für heute reicht's".

Wie "Der Widersacher" ist auch dieser aufwühlende Roman mit dem prosaischen Titel "Die Ausweichschule" ein Buch mit zwei Ebenen. Einerseits wird über Steinhäuser und seine monströse Tat erzählt, jedoch immer nur indirekt und vermittelt, etwa durch Gespräche mit dem Dramatiker, der aus dem Stoff so leichthändig ein Theaterstück verfasst hat, dass es den Ich-Erzähler schaudert. Oder er studiert den Gasser-Bericht, der auf 371 Seiten die Vorgänge vor und während der Tat minutiös rekonstruiert, wobei doch viele Fragen unbeantwortet bleiben. Auch die Geschichte der damals einzigen Traumatherapeutin in ganz Thüringen, die später die vielen Fehler nach dem Amoklauf beklagen sollte, die aus Unwissen oder mangelndem Willen gemacht wurden, kreist um die Tat. Der Mittdreißiger ist seit seiner Kindheit selbst in Therapie. Er weiß, dass Traumabewältigung nicht bedeutet, zu trauern, "nicht mal, mit Trauer umzugehen", sondern dass es einzig darum geht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen.

Auf der anderen Ebene handelt der Roman von den Plänen, Gedanken und Zweifeln des Ich-Erzählers: Vierzig offene Tabs "hängen wie schwarze Trauben" über der Adresszeile seines Computers, die Titel tragen wie "Steinhäuser", "Gutenberg-Gymnasium", "Opfer", "Taliban", "Glock 17", "Mossberg 590", "Waffengesetz Thüringen", "Gedenktafel", "Wie Trauma erkennen" oder "Dom": Er sieht die Dateien und klappt den Laptop wieder zu.

Der deutsch-französische Schauspieler Pascal Houdus findet für die dialogische Struktur des Romans, die vielen Gespräche und Selbstgespräche, die passenden Nuancen. Selbst dass der Roman nicht chronologisch erzählt, sondern Orte und Zeiten unentwegt wechseln, was für eine Lesung eine Herausforderung ist, meistert er so gekonnt, dass wir ihm mühelos folgen können von der Kindheit in die Gegenwart, von Frankfurt nach Erfurt, München, Prag, ins Elsass und nach Bamberg.

In Frankfurt versucht der hadernde Autor mit seiner Freundin den Alltag zu meistern, doch sein Romanprojekt macht ihn nervös. Sich der gewaltvollen Geschichte anzunehmen, kommt ihm zunehmend anmaßend vor, während Hatice gerade ihre erste eigene Ausstellung kuratiert und mit sich selbst genug zu tun hat. Und dann ist da noch Frau Czerny, die Therapeutin, die dem Ich-Erzähler beibringt, innere Listen zu erstellen, wenn alles zu viel wird. Seine Liste besteht aus Ländern mit kleinen Hauptstädten. Am Ende des Romans werden viele dieser Länder genannt worden sein.

Das Romanprojekt, von dem "Die Ausweichschule" erzählt, trägt den Titel "Unterm Herrenberg" und wird bald selbst zu einem Ausweichroman. Vor lauter Skrupeln, in die Falle zu tappen und dem Voyeurismus zu erliegen, flüchtet sich der Autor auf Nebenschauplätze und sucht in Ausweichmanövern den dunklen Kern der Tragödie zu umschiffen, um stattdessen von dem Jungen zu erzählen, der er einmal war und der mit 700 anderen Schülern nach dem Amoklauf in eine "Ausweichschule" ausgelagert wurde. So erzählt dieser faszinierende Roman von einem letztlich gescheiterten Projekt eines Schriftstellers, das seine Höllenfenster geöffnet hat - eben darin liefert Kaleb Erdmann eine kluge und bewegende Reflexion über die Macht und die Ohnmacht von Gewalt und Literatur. SANDRA KEGEL

Kaleb Erdmann:

"Die Ausweichschule". Roman.

Gelesen von Pascal Houdus. Hörbuch Hamburg, Hamburg 2025. Digital, 383 Min., 18,95 Euro. Erscheint zeitgleich mit dem Buch (park x ullstein Verlag) am 31. Juli.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von Anonym am 19.08.2025

Beklemmend, aber distanziert- ein literarischer Ansatz, der nicht jeden erreicht

Die Ausweichschule von Kaleb Erdmann ist kein gewöhnlicher Roman über ein Amoklauf-Szenario. Statt auf schnelle Spannung oder plakative Gewalt zu setzen, zieht Erdmann die Leser in einen stillen, fast dokumentarischen Strom aus Beobachtungen und Gedanken. Die Entscheidung, vollständig auf wörtliche Rede zu verzichten, verstärkt den Eindruck, als würde man alles aus einer unsichtbaren, beinahe schwebenden Perspektive erleben. Inhaltlich verfolgt der Text nicht nur den Tag der Tat, sondern webt auch Fragmente aus dem Alltag der Figuren ein Mitschüler, Lehrer, Nebensächlichkeiten, die sich zu einem dichten Netz verweben. Gerade diese Alltäglichkeit, die plötzlich von Gewalt durchbrochen wird, ist beklemmend. Allerdings hat mich die Form irgendwann auf Distanz gehalten. Der monotone Fluss ohne Dialoge ließ es mir schwerfallen, emotional wirklich nah an den Figuren zu bleiben. Vieles blieb im Andeutungsmodus, was zwar stilistisch konsequent, für mich aber auch anstrengend war. Fazit: Ein literarisch anspruchsvoller, mutiger Text, der gerade durch seine Form polarisiert. Wer mit unkonventionellen Erzählweisen etwas anfangen kann, wird hier viel entdecken wer klassische Spannung sucht, könnte sich dagegen verloren fühlen
Von Christina19 am 18.08.2025

Ein Ereignis, das kaum in Worte zu fassen ist, gut aufgearbeitet

Kaleb Erdmann ist 11 Jahre alt, als am 26. April 2002 die ersten Schüsse fallen. Er besucht die 5. Klasse des Erfurter Gutenberg-Gymnasiums, an dem an diesem Tag 16 Menschen das Leben verlieren, ehe der Amokläufer die Waffe gegen sich selbst richtet. Mehr als 20 Jahre später sorgt eine zufällige Begegnung dafür, dass die erschreckende Tat in Erdmanns Leben zurückkehrt. Er beginnt sich zu erinnern, an sein Leben in Erfurt, die Stunden am Tattag und die Zeit nach dem Amoklauf. Er stellt den Wahrheitsgehalt seiner Erinnerungen in Frage, recherchiert Zusammenhänge und überlegt, wie man über etwas schreiben kann, das kaum in Worte zu fassen ist. Kaleb Erdmann erlebte als Schüler den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. In Die Ausweichschule berichtet er über die damaligen Geschehnisse sowie seine persönlichen Erlebnisse und Erinnerungen. Die Art, wie er all das niedergeschrieben hat, empfinde ich als mehr als gelungen. Er schafft es, diese erschütternde Tat weder sensationslustig noch aufmerksamkeitsheischend zu verpacken, sondern nähert sich dem Geschehenen behutsam. Erdmann beschreibt dabei den Prozess, wie er sich als Autor an das Thema herangewagt hat. Er hinterfragt, ob man nach so langer Zeit alte Wunden aufreißen sollte, ob er der Richtige ist, darüber zu schreiben und erzählt schließlich von einem Treffen mit einem Dramatiker. In regelmäßigen Rückblicken schildert er unter anderem Telefonate, die er vorab mit dem Dramatiker geführt hat und in denen beide ihr Wissen und ihre Ansichten miteinander teilten. Diese Zeit- und Szenenwechsel bringen Abwechslung sowie Spannung in den Roman. Gleichzeitig sorgt der Aufbau dafür, dass Erdmanns Ausführungen zum Anschlag in kleinere Abschnitte geteilt werden, was die Geschehnisse zwar nicht weniger entsetzlich macht, sich beim Lesen aber besser aushalten lässt andernfalls hätte ich wohl häufiger Lesepausen gebraucht. Während sich große Teile des Buches dem Schreibprozess des Autors und dem Amoklauf widmen, lenkt Kaleb Erdmann die Aufmerksamkeit auch auf die Folgen für die Überlebenden. Das breite Medieninteresse und damit die Berichterstattung sind schon wenige Wochen nach dem Anschlag abgeebbt, Betroffene kämpfen dagegen teils noch heute mit dem erlittenen Trauma. Doch wie kann man solche Ereignisse verarbeiten und kann man jemals damit fertig werden? Ich bin sehr angetan von der Art und Weise, wie Erdmann den Erfurter Amoklauf aufarbeitet. Angesichts der Tatsache, dass es sich um reale Ereignisse und keine fiktive Geschichte handelt, fühlt es sich dennoch falsch an, in überschwängliche Lobeshymnen zu verfallen. Daher nur kurz und knapp: Unbedingte Leseempfehlung für Die Ausweichschule!
Kaleb Erdmann: Die Ausweichschule bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.