
Die Buchreihe Frühe Neuzeit - begründet 1987 von Jörg Jochen Berns, Gotthard Frühsorge, Klaus Garber, Wilhelm Kühlmann und Jan-Dirk Müller - dient der Grundlagenforschung in Editionen, Monographien und Sammelbänden. Dabei strebt sie nicht die großräumige Überschau an, die vorschnelle Synthese oder prätentiöse Konstruktion, sondern nimmt den Umweg über die Arbeit am Detail und die Erkundung verschütteter Traditionszusammenhänge.
Das Echo ist im 17. Jahrhundert nicht nur im gesamten literarischen Gattungsspektrum anzutreffen, sondern repräsentiert zentrale Aspekte eines modernen dichterischen Selbstverständnisses. Diese Studie macht die Vielfalt der Echo-Symboliken und -Funktionalisierungen im deutschen Barock zugänglich, insbesondere für die Zeit von 1640 bis 1700. Dabei wird das Gebrauchsschrifttum erstmals angemessen berücksichtigt.
Der literarische Echo-Dialog schwankt antithetisch zwischen sozialem Ausschluss und kommunikativer Hoffnungssuggestion. In der italienischen und französischen Renaissance-Lyrik dominiert der Ausschluss: Die Echo-Begegnung im einsamen Naturraum ist Signum des isolierten Subjekts. Diese Poetik wird im deutschen 17. Jahrhundert sukzessive in ihr Gegenteil verkehrt. Ausgehend von konsolatorischen Deutungen wandelt sich das Echo zu einem Paradigma der Diskursivität und Vergemeinschaftung. Mit der Einbettung in neue Gattungen und Kontexte wird es zu einer Form des poetischen Diskurses und verkörpert eine Poetik der Sozialität und des Konsens. Als Natursprache und Landschaftsmetonymie schafft es ästhetische, soziale und politische Identitätsräume; und als metaphysische Stimme und raumzeitliche Transgressionsfigur suggeriert es die Verbindung zum Göttlichen.
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