Alexander Herrmann ist Koch, ein sehr erfolgreicher Koch der Spitzengastronomie, dotiert mit zwei Michelin-Sternen und auch als TV-Koch bekannt. Er erzählt von seinen Wanderjahren, die ihn aus dem familieneigenen Posthotel in Wirsberg hinaus in andere Küchen führten und wieder zurück nach Wirsberg. Einblicke in die Spitzengastronomie und das Showbusiness aus der Sicht von Alexander Herrmann.
Erster Eindruck: Das Cover und der Buchtitel gefallen mir sehr gut.
Alexander Herrmann "kenne" ich aus dem Fernsehen, das heisst, dass ich ihn selbstverständlich nicht wirklich kenne. Da mich der Buchtitel gleich überzeugt hat, "musste" ich zugreifen. Der Start des Buches ist leider tragisch, denn mit nur 9 Jahren wird Alexander zum Vollwaisen - seine Eltern wurden Opfer eines Verkehrsunfalls. Er wächst sodann bei seinen Grosseltern, dem Onkel und der Tante im familieneigenen Hotel auf. Er ist andauernd in der Küche zu finden und lernt schon da den einen oder anderen Handgriff. Doch dass er einst Koch werden würde, war überhaupt nicht klar, denn sein Berufswunsch war Veterinär. Nachdem dieser Traum geplatzt war, schlug er doch die gastronomische Laufbahn ein. Seine Grosseltern ermöglichten ihm nach der obligatorischen Schule ein Jahr in einer Hotelfachschule, danach folgte die Ausbildung, die der Grossvater kurzerhand organisiert hat, und zwar bei einem seiner Wirtskollegen in Nürnberg.
Dass in einigen Küchen ein strenges Regiment und zuweilen übler Kasernenhofton herrscht, habe ich schon mehrfach gehört. Einige Köche sind so launisch, selbstherrlich und menschenverachtend, dass es kaum zu glauben ist. Alexander Herrmann hat bei diesen Stationen eins gelernt: wie Führung nicht funktionieren soll (und darf!). Mit 24 Jahren kehrt er ins Posthotel zurück und wird dort Küchenchef. Kurz vor seinem 40. Geburtstag erfährt er, dass er an einem Merkelzellkarzinom leidet (ca. 400 Fälle pro Jahr) - er musste am nächsten Tag gleich ins Krankenhaus eintreten. Zum Glück konnte er geheilt werden. Doch das gibt selbstverständlich sehr zu denken.
Der Druck, der von den Medien, Kritikern, Foodbloggern, Influencern (oder wie sie alle heissen mögen) ausgeübt wird, ist nicht zu unterschätzen. Was darf man einem Gast sagen, der - nachdem er den Teller blitzeblank leergegessen hat - reklamiert, dass das Essen nicht geniessbar war? Keine einfache Situation¿
Mir haben die Einblicke in die Spitzengastronomie und die Welt des Fernsehkochens sehr gut gefallen. Die aufgeführten Rezepte haben mich hungrig gemacht. 4 Sterne.