Wir sollten wieder mehr Klassiker lesen! Reclam hat in seiner Reihe "Klassikerinnen" einige fast vergessene Werke wieder ans Tageslicht geholt. So auch "Frau Hempels Tochter" von Alice Berend.Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass die Geschichte mehr ist als ein nostalgischer Ausflug in das Berlin des frühen 20. Jahrhunderts. Sie ist eine wunderbar pointierte und gesellschaftskritische Beobachtung, einer klugen Hauptdarstellerin und einer ganzen Prise Humor.Frau Hempel ist der Mittelpunkt des Romans. Eine Frau ganz resolut und ehrgeizig, die ihre gesellschaftlich zugedachte Rolle in manchen Belangen doch etwas ausreizt. Denn ihr Ziel ist es, das Beste für ihr Leben und das ihrer Tochter Lauras herauszuholen. Dabei geht sie mal kämpferisch, mal listig, mal pragmatisch vor, je nachdem was die jeweilige Situation erfordert. Hauptsache dem sozialen Aufstieg steht nichts im Wege.Was mir besonders gefallen hat, war das feine Gespür der Autorin für Sprache, gepaart mit ihrem Humor und dem unverstellten Blick auf die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit. Das hat mir beim Lesen den ein oder anderen Schmunzler hervorgelockt, aber auch den Kopf schütteln lassen, weil sich manches bis heute nicht so recht weiterentwickelt hat.Für mich ist "Frau Hempels Tochter" eine kleine literarische Perle, die die heute unbedingt wieder gelesen werden sollte. Vor allem auch weil das Buch zeigt, wie vielschichtig weibliches Erzählen sein kann. Ich garantiere jede Menge Lesespaß.Welchen Klassiker habt Ihr zuletzt gelesen?