Das Gefühl von Unendlichkeit startet mit einer vielversprechenden Prämisse: Zwei brillante Studierende, Zoe und Jack, treffen sich an der Harvard-Universität und beginnen gemeinsam ein ambitioniertes Projekt mit dem Ziel, den Alterungsprozess aufzuhalten. Die Idee klingt innovativ, spannend und geradezu prädestiniert für eine intensive Mischung aus Wissenschaftsdrama und Beziehungsgeschichte. Leider bleibt das Buch hinter seinem Potenzial deutlich zurück.
Statt einer packenden Erzählung bekommt man eine Geschichte präsentiert, die sich über weite Strecken zieht, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Die Dialoge wirken oft gestellt und wenig natürlich, was es schwer macht, sich emotional auf die Figuren einzulassen. Auch der Schreibstil konnte mich nicht fesseln er wirkt bemüht, teilweise sogar steif, ohne den Funken überspringen zu lassen. Die Grundidee hätte sicherlich das Potenzial für ein intensives, vielleicht sogar philosophisches Buch gehabt, aber die Umsetzung bleibt blass und oberflächlich.
Wer sich eine süße, feel-good College-Romanze erwartet, wird von diesem Buch vermutlich enttäuscht sein. Romantik spielt zwar eine Rolle, steht aber nie wirklich im Vordergrund und wenn doch, wirkt sie eher gezwungen als authentisch. Die Hauptprotagonistin Zoe bleibt das ganze Buch über hinweg unnahbar und schwer greifbar. Ihr Handeln erscheint oft irrational: Sie hat eine brillante wissenschaftliche Idee, die sie eigentlich gar nicht in ein Unternehmen umwandeln möchte. Trotzdem lässt sie sich von Jack überreden, ein milliardenschweres Start-up zu gründen mit vorhersehbar dramatischen Folgen.
Natürlich läuft nichts so, wie es sich zwei idealistische College-Abbrecher vorstellen. Statt einer Erfolgsgeschichte entwickelt sich die Handlung zu einem überladenen Drama mit einem aus meiner Sicht überzogenen und wenig glaubwürdigen Ende. Besonders enttäuschend ist, dass die Figuren kaum Entwicklung durchlaufen. Weder Zoe noch Jack, noch die wenigen Nebencharaktere haben ausreichend Tiefe, um echte Identifikation oder Empathie beim Lesen zu erzeugen. Ihre Motive bleiben oft vage, ihre Handlungen sprunghaft und nicht nachvollziehbar.
Auch thematisch ist das Buch nicht das, was der Klappentext oder das Cover möglicherweise erwarten lassen. Wer hier eine charmante College-Geschichte mit romantischem Einschlag sucht, wird vermutlich enttäuscht sein. Die zentralen Themen sind vielmehr biologische Forschung, ethische Fragen und vor allem Betrug und Manipulation. Alles durchaus spannende Motive, doch ihre Behandlung bleibt an der Oberfläche.
Insgesamt lässt sich sagen: Das Gefühl von Unendlichkeit hatte vielversprechende Ansätze, doch mangelt es der Umsetzung an Tiefe, stilistischer Raffinesse und überzeugenden Charakteren. Eine interessante Grundidee aber eine Geschichte, die deutlich mehr Feinschliff gebraucht hätte, um wirklich zu berühren.