In ihrem neuen Roman Am Meer ist es schön erzählt die Autorin Barbara Leciejewskis die berührende Geschichte von Susanne, die als Kind zur Kur in ein Kinderkurheim nach St. Peter-Ording verschickt wird ein Aufenthalt, der ihr Leben nachhaltig prägt.
Kurz vor der Einschulung wird Susanne vom Amtsarzt untersucht, der sie zu schmächtig findet und sie nach zwei Jahren noch einmal ansehen will. Die lispelnde und immer noch schmächtige Susanne, wird kurz entschlossen vom Amtsarzt zur Kur geschickt, denn schließlich übernimmt die Krankenkasse ja die Kosten. Sechs Wochen an der Nordsee zur Kinderkur, soll für Susanne zur schönsten Zeit ihres Lebens werden, das erhoffen und versprechen ihre Eltern. Die achtjährige Susanne landet im Jahr 1969 schließlich im Haus "Morgentau" in Sankt Peter-Ording an der Nordsee und der Alptraum ihres Lebens nimmt seinen Lauf.
Im Haus Morgentau werden als erstes die Koffer der Kinder verwahrt und als Susanne selbst noch ihre Puppe abgeben muss, ahnt sie langsam, dass sie alle den Tanten ausgeliefert sind. Wer den Teller nicht leer isst, die Regeln bricht oder sich anderweitig aufsässig zeigt, wird von den Tanten hart bestraft. Kein Hilferuf dringt zu den Eltern durch, denn die Briefe der Kinder werden kontrolliert und müssen so lange nachgebessert werden, bis die Tanten zufrieden sind. Es galt die Devise, den Willen der Kinder zu brechen und sich gehorsam unterzuordnen. Nur allein der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Kindern, hilft ihnen diese schrecklichen Grausamkeiten zu ertragen.
Als im Jahr 2018 Susannes dementkranke Mutter Luise im Sterben liegt und sich in einem wachen Moment bei ihr entschuldigt, ist ihr sorfort klar, dass ihre Mutter ihr endlich glaubt, was damals in Morgentau passiert ist. Susanne beschließt, sich endlich dem Trauma ihrer Kindheit zu stellen, denn da gab es noch diesen einen Vorfall, der sie die ganzen vergangenen Jahrzehnte in ihren Alpträumen verfolgt hat
Geschickt erzählt die Autorin auf zwei Zeitebenen Susannes Geschichte und verknüpft zum Ende, welche Ereignisse Jahrzehntelang hinter dem Trauma gelauert haben.
Fazit:
Ein wunderschönes Cover und ein toller Titel, hinter denen aber letztendlich traurige Kinderschicksale stecken, die die Autorin berührend erzählt hat. Für mich war dieses Thema Leid der Verschickungskinder bisher weitgehend unbekannt und konnte mich mit dieser Geschichte, zur eigenen Recherche, aufrütteln.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung