Erste Gedanken: Es ist ein Thema, welches ich vor allem durch kritische YouTuber*innen verfolge: Familienbloger*innen. Schon lange stehe ich diesem Content sehr kritisch gegenüber und bin der Meinung, dass ein Kind und vor allem das Gesicht des Kindes nichts im Internet verloren hat, bis es nicht selbst darüber entscheiden kann. Denn Basma hat mit Sherry einer Protagonistin Raum gegeben, von welcher wir in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig mitbekommen. Es gibt zwar unzählige Bloggende, die ihre Kinder vor die Kamera zerren, aber die sozialen Auswirkungen, Grooming oder auch mentale Probleme werden natürlich nicht vor der Kamera thematisiert. Daher ist Basmas Buch so bedeutend und hochaktuell!
Das Cover: So gelungen! Je länger ich es betrachte, umso mehr Details fallen mir auf. Die grünen Strähnen, die eine Rolle in der Geschichte spielen und die unzähligen YouTube-Fenster, die die Protagonistin Sherry übers Gesicht gelegt wurden und hinter denen sie zu verschwinden scheint. Es ist nicht nur unglaublich passend, sondern auch sehr ansprechend gestaltet.
Meine Meinung: Ich wusste, dass mir dieses Buch zusagen würde, aber ich hätte nicht gedacht, WIE sehr es mir gefallen wird. Basma schafft es gekonnt, harte Szenen für Jugendliche gerecht zu schildern und gleichzeitig auch leichten und schönen Momenten Raum zu geben. Beides wechselt sich gut ab und konnte mich zum Nachdenken anregen, aber auch zum Lächeln bringen. Die Autorin erzählt Sherrys Geschichte in der Gegenwart in der Ich-Perspektive und schildert die Vergangenheit in Form eines Videos, das ihre Eltern gedreht haben (mit all den Hintergründen, die vor und nach dem Dreh passiert sind). Diese Erzählweise war unglaublich fesselnd und ich konnte das Buch nicht zu Seite legen. Hier werden schwere Themen behandelt und manche Szenen sind wirklich hart zu lesen, aber dafür ist dieses Buch umso wichtiger. Ich hoffe, dass Basma Hallak bei vielen mir ihrem Roman ein Umdenken oder zumindest eine Reflexion erreicht!
Die Charaktere: Die Geschichte ist für Jugendliche empfohlen und dennoch finde ich, dass wir uns alle in der Freundesgruppe wiederfinden können. Sherry ist eine Protagonistin, die ich sofort gernhaben musste und bei der ich sehr mitgelitten habe. Doch es war unglaublich heilsam, als sie endlich eine normale Jugendliche sein durfte. Die Charaktere mochte ich generell unglaublich gerne. Ich musste viel lachen bei den Gruppenmomenten und wirklich alle waren unglaublich liebenswert. Doch auch die (furchtbaren) Eltern von Sherry wurden sehr vielschichtig dargestellt. Vor allem das unterschwellig Manipulative fand ich unglaublich erschreckend, aber auch realistisch umgesetzt.
Fazit: Ein wirklich gelungenes Buch, was ich viel weiterempfehlen werde. Ich hätte mir zwar gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht, da manche Themen in meinen Augen noch mehr Raum verdient hätten, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Ich vergebe hier 4,5/5 Sternen und eine große Leseempfehlung!