Ein Buch, das man unbedingt lesen sollte, weil es uns eindringlich und in einer Geschichte verpackt den Zusatzantrag der Ozeane aufzeigt
"Ein aufwühlender Roman über Liebe, Lebensentscheidungen und moderne Sklaverei auf See"Dieser Schrei des Ozeans sollte unbedingt gelesen werden.Olivier hat Arun in einem Restaurant kennengelernt, in dem dieser als Kellner gearbeitet hat. Von dem jungen Kambodschaner war er sofort fasziniert und fühlte sich auf Anhieb zu ihm hingezogen. Schließlich überzeugte er ihn, zu kündigen und zu ihm zu ziehen. Seit sieben Jahren waren sie nun zusammen - doch die Zufriedenheit beruhte nicht auf Gegenseitigkeit.Während ihres Urlaubs in Thailand geraten sie in Streit; die Situation eskaliert, und Arun beschließt, sich zu trennen. Er fährt ans Meer, schickt Olivier eine WhatsApp-Nachricht, teilt ihm mit, dass er die Beziehung beendet - und blockiert jeden weiteren Kontakt. Der anschließende Besuch in einer Kneipe endet tragisch.Das Buch entwickelt einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Unbedingt will man wissen, wie es weitergeht, und kann es kaum aus der Hand legen. Man ist gleichermaßen gefesselt von den persönlichen Schicksalen der Protagonisten wie von den erschütternden Fakten über den Zustand der Weltmeere. Einfach nur unglaublich gut!Benoît d'Halluin hat einen ungemein wichtigen, spannenden und berührenden Roman geschrieben. Erzählt wird aus den wechselnden Perspektiven von Sophie (Oliviers Schwester), Olivier und Arun - in der Vergangenheit und in der Gegenwart, was dem Roman Tiefe und Emotionalität verleiht. Es geht um Erlebtes und die daraus entstehenden Lebensentwürfe. Die Figuren sind eindrücklich und glaubwürdig gezeichnet.Im Mittelpunkt steht jedoch der Zustand der Ozeane, die fünfzig Prozent unseres Sauerstoffs produzieren - und damit unverzichtbar für alles Leben auf der Erde sind. Erschütternd ist zu erfahren, dass beim Fischen mit Fangnetzen bis zu fünfzig Prozent der - meist bereits toten - Fische ins Meer zurückgeworfen werden; dass essbares Haifischfleisch entsorgt wird, weil nur die Flossen lukrativ sind; und dass Langleinen bis zu 130 Kilometer lang sein und bis zu 20.000 Haken (Wikipedia) tragen können - mit denen auch Delfine, Meeresschildkröten und viele andere Meeresbewohner gefangen werden, die niemand fangen wollte.Noch skandalöser ist jedoch, dass es auch heute noch Sklaverei gibt. "Für Thailand etwa, das die viertgrößte Fischereiflotte der Welt besitzt, schätzt die Environmental Justice Foundation, dass 200.000 der 650.000 Fischer Zwangsarbeiter sind."Ein Schrei des Ozeans ist kein bequemes Buch - aber ein ungemein wichtiges. Es verbindet menschliche Dramen mit brennend aktuellen Umwelt- und Menschenrechtsthemen. D'Halluin gelingt es, literarische Spannung mit gesellschaftlicher Relevanz zu vereinen. Ein Roman, der aufrüttelt, berührt und lange nachhallt.