Diese Arbeit untersucht sowohl die spezifische Schreibweise Gisela Elsners als auch die Bedeutung der Autorin für die deutschsprachige Literatur nach 1945. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass in den Texten Elsners die Wirklichkeit in der Bundesrepublik der 1960er bis 1980er Jahre durch Hypertrophierungen, Verschiebungen und Verzerrungen so zur Darstellung gebracht wird, als handele es sich um etwas Fremdes. Durch diesen quasi-ethnografischen Beschreibungsgestus erscheinen Familie als Institution der Deformierung, Alltag als bedrohlicher Ausnahmezustand und das Verhältnis der Geschlechter als von beiden Parteien rücksichtslos geführter Machtkampf. Darüber hinaus werden in den Romanen und Erzählungen stets die Durchdringungen kapitalistischer und faschistoider Denkweisen im vertraut geglaubten Verhalten des Groß- und Bildungsbürgertums deutlich gemacht. Neben den von Elsner genutzten satirischen und grotesken Schreibweisen beleuchtet die Arbeit auch die Berührungspunkte zu literarischen Vorbildern und Zeitgenoss(inn)en wie Franz Kafka und Elfriede Jelinek. Am Ende bleibt zu überlegen, ob nicht die randständige Position von Elsners Werk innerhalb der Literaturgeschichte einer Korrektur bedarf.
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Inhalt:
Literarische Ethnografie - Clifford Geertz
Dichte Beschreibung
als Konzept für Literatur - Rituale und Ritualisierungen - Elsner und der Nouveau Roman - Ehe und Familie in den Werken Elsners - Das Motiv des Essens und Verschlingens, Kannibalismus - Das Motiv des Parasiten, Vertierung - Geschlechterverhältnisse: Täterinnen und Täter, weibliche und männliche Opfer - Die Romane
Das Berührungsverbot
und Jelineks
Lust
im Vergleich - Heirat und Ehe als kapitalistisch geprägte Vorgänge - Elsner und Bourdieu - Elsner und Kafka - Die Bundesrepublik als Milieu der Fremde - Die Fortführung faschistoider Strukturen im Alltagsleben der Bundesrepublik - Das Satirische und das Groteske als Möglichkeiten einer Kulturbeschreibung - Die spezifische Narrativik der Satire und der Groteske.
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