Inhaltsverzeichnis
Besprechung vom 12.12.2019
Nach Süden sich nun lenken
Sechzig Jahre ist der Antarktisvertrag in diesen Tagen geworden. Zwölf Staaten haben ihn 1959 formuliert, zweiundvierzig weitere ihn bisher unterschrieben und sich damit verpflichtet, sich dort anders zu benehmen, als es sonst auf der Welt leider nur allzu oft gang und gäbe ist. Rohstoffe dürfen nicht abgebaut, militärische Anlagen nicht errichtet und Gebietsansprüche nicht erhoben werden. Vielmehr gilt die Antarktis als ein Kontinent des Friedens und der Forschung. Bis 2048 ist der Beschluss bindend, hebt David Böhm in seinem Buch hervor. Wie es danach weitergeht, kann heute niemand sagen - und da schadet es nicht, schon bei jungen Lesern ein Bewusstsein für die Schönheit, aber auch Fragilität dieser eisigen Welt zu schaffen. Böhm umreißt die Geschichte der Antarktis von den ersten Theorien der alten Griechen, die am unteren Ende des Globus ein Gegengewicht zu den ihnen bekannten Kontinenten vermuteten, über die ersten Forscher und Abenteurer bis zu den geologischen, topographischen und biologischen Besonderheiten. Dabei tappt er nie in die Falle einer Romantisierung fragwürdiger Helden oder die Verniedlichung etwa der Robben und Pinguine, sondern bewegt sich mit wissenschaftlichen Erklärungen auf einem Niveau, das Kinder ernst nimmt, ohne sie zu überfordern. Wie selbstverständlich bohrt er sich dabei sogar in die Tiefe der kilometerdicken Eisschicht oder erklärt die Metapherntauglichkeit im Meer treibender Eisberge. Die Illustrationen sind so abwechslungsreich wie die Themen - jede Doppelseite sorgt für neues Staunen.
F.L.
"A wie Antarktis - Ansichten vom anderen Ende der Welt" von David Böhm. Karl Rauch Verlag, Düsseldorf 2019. 80 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden
© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.